Ausstellung für christliche Kunst in Düsseldorf.
Kristallmonsxranz, von Kaiser Karl VI. 1725 ge-
opfert (Schatzkammer von Mariazell)
von Overbeck (IX, Nr. 451a) ist wohl
sicher eines der schönsten Bilder der
ganzen Ausstellung, es ist gläubig, voll
süßen Friedens und herber Schlichtheit.
Reizend sind besonders auch die zwei
Jünger rückwärts im Garten und die
abendliche Wiese im Mittelgrunde.
Unter den Werken Steinles, der
wegen seines langen Aufenthaltes in
Frankfurt am Main mit Recht auch in
der deutschen Abteilung Platz gefunden
hat, fällt der „Zug nach Bethlehem" (IX,
Nr. 896), bezeichnet 1883, durch an-
genehmen warmen Ton auf. Sein Karton
mit „Christus und Nikodemus" (VII,
Nr. 886 a) ist psychologisch sehr vertieft,
doch ohne das letzte Mögliche in der
Kunst zu erreichen.
Es wäre noch eine Skizze von
Theodor Mintrop (1814 bis 1870), zum
„Engelständchen", zu erwähnen, die uns
in ihrer Größe und Empfindung einen
weit besseren Eindruck gemacht hat als
das gleichfalls ausgestellte ausgeführte
Gemälde.
Wie bereits gesagt, hat man sich
aber bei der retrospektiven Ausstellung
nicht auf das XIX. Jahrhundert be-
schränkt, sondern ist weiter zurück-
gegangen. Doch wollte man nicht mit den
früheren Ausstellungen in Wettbewerb
treten, sondern eben dort anfangen, wo
diese aufgehört hatten. Deshalb wurde
durch die Veranstalter der Ausstellung
von Anfang an das Jahr 1600 als Grenze
nach rückwärts festgesetzt. Es liegt in
der Natur der Sache, daß so die Kunst
des Barock in der älteren Abteilung das
Übergewicht erlangt hat. Was sich hier künstlerisch von selbst ergeben hat,
ist aber auch kunstpolitisch und kunsterzieherisch nur erwünscht. Denn auch
diese Periode ist heute, besonders in ihren kirchlichen Leistungen, noch
immer sehr verkannt. Noch immer hört man das oberflächliche Wort von
dem Barock als „Verfallszeit". Seit ungefähr drei Generationen sind die
nachmittelalterlichen Stile ja überhaupt mit dem Fluche des Unkirchlichen