wir auch in mehreren Exem-
plaren in Schweizer Sammlun-
gen finden, ist sehr scharf ge-
preßt und von einer leuchtenden
grünen Farbe, wie wir ihr nur
bei den Arbeiten der Ofenhafner
im Süden Westdeutschlands und
erst nach 1490 begegnen. Aus
der Tatsache. daß das Wappen-
blatt vor 1467 entstanden ist und
nahe zu dreißig Jahre später für
die Kachel kopiert wurde, erge-
ben sich Schlüsse auf die große
Beliebtheit der Stiche des Meisters
ES bei den Kunsthandwerkern
der Nordschweiz und der öster-
reichischen Vorlande, wie sie
kaum der in nächster Nähe von
1460 bis x49: wirkende Kolmarer
Künstler Schongauer für sein
ausgedehntes Werk in Anspruch
nehmen konnte. Der ältere Teil
der zahlreichen in Stein am
Rhein aufgefundenen Kacheln
dürfte auf Vorlagen des Meister
E S, der jüngere Teil des Fundes
Abb. 95. Gegiebelte bunte Nischenkachel mit der Halbfigur dagegen auf Holbein Zurück-
eines Bäckers. Salzachtal, um 1500. Höhe 0-45 Meter gehen. SO erklärt SiCh auch
der letztgenannten Kachel das
große Zeitintervall zwischen Vorlage und Kopie einzig und allein durch die,
nahezu ein halbes Jahrhundert dauernde Anerkennung des ES-Vorlagen-
schatzes, welcher eigentlich erst durch I-Iolbeins Holzschnitte abgelöst wurde.
Aus der Freigrafschaft Burgund stammt die Kachel mit einem auf der Laute
spielenden Troubadour (Abb. 88). Der ritterliche Dichter trägt die Tracht aus
der Zeit um 1470, lange I-Iängeärmeln am Oberkleid und Zaddeln als Kopf-
schmuck. Ein beigefügter kleiner Hund läßt die Darstellung nicht des
Humors entbehren, den unsere Zeit als wichtiges Mittel künstlerischer Mit-
teilung benutzte, sei es um eine freudige Auffassung zu bekunden oder die
Darstellung mit tendenziöser Absicht in das Komische hinüberzuziehen.
Burgundisch ist auch die grüne Kachel mit der stehenden Figur eines Herolds
in der Tracht um 1480 und den Wappenschilden des Erzherzogs Maximilian
von Osterreich und seiner Gemahlin Maria, Tochter Karl des Kühnen und
Erbin von Burgund (Abb. 89). - Während dieser Entwicklungsgeschichte
der Tafelkachel hat die Topfkachel eine Form angenommen, die auch ihr