der sich für den architektonischen Teil mit Josef Plecnik, der inm unernaupt gut negr,
zusammengetan hat. Nach all den fragwürdigen Denkmälern, die uns in den letzten Jahren
erstanden sind, ist hier endlich wieder ein Werk von frischer Erfindung und starkem per-
sönlichen Wesen zu begrüßen. Vier jahre lang hat Engelhart daran gearbeitet und seinen
ersten Entwurf vollkommen umgestoßen. Das war ein viereckiges Brunnengehäuse aus
Granit, mit einem einzigen pyramidenförmigen Granitblock gedeckt. Auf den Rändern des
Brunnenbeckens standen vier Figurengruppen, die den heiligen Karl Borrornäus als Freund
der Armen und Retter der Siechen darstellten. Drei solche Gruppen sind nun auch geblieben,
denn der neue Brunnen geht aus dem Dreieck, mit drei großen runden Brunnenschalen.
Diese und alles Figürliche sind aus Bronze, gegossen von Hans Frömmel. Das übrige ist fast
weißer Granit von Montefano, teils geschliffen, teils matt. Innerhalb einer äußeren Granit-
ellipse, die zwei Zugänge zwischen großen Goldbronzevasen mit Adlern beziehungsweise
Steinböcken hat, und sich durch Rasensegmente mit zwölf jungen Pappeln, sowie zwei
langen Halbkreisbänken belebt, liegt vertieft das kreisrunde Brunnenbassin, um das sich ein
bunter Mosaik-Estrich zieht. In der Mitte baut sich ein kolossales Akanthuskapitäl von ganz
freier Form auf, der zwischen drei wasserspeicnden Löwen, in einem dreikantigen Obelis-
ken acht Meter hoch gipfelt. Plecnik ist natürlich durchaus stilistisch, Engelhart nimmt bloß
Anläufe dazu, allein dieses Manko wird vollauf wettgemacht durch das außerordentliche
plastische Leben, mit dem er seine Bronzewelt erfüllt. Die drei bronzenemßecken, die
die Leichtigkeit von Körben haben, sind mit stilisiertem Reben- und Traubenornament
überrankt, worin nicht weniger als 3x der rarsten Fische und Lurche, Eidechsen und Arn-
phibien hausen. Der mexikanische Axolotl und der brasilianische Stör, der elektrische
Roche und der fliegende Drache, die jungentragende Wabenkröte und der kalifornische
Molochus horridus, die chinesische Schildkröte (lebendig ein Novum in Europa) und der
Hornfrosch regen hundert Gelenke zugleich, der Basilisk reicht dem Chamäleon die
Freundespfote, kurz, der ganze Nachwuchs des dritten Bezirkes wird sich bald der Zoologie
widmen. Engelhart, der leidenschaftliche Tierfreund und geborene Tierversteher, hat diese
Geschöpfe Gottes, deren etliche wie Geschöpfe des reinen Satans aussehen, im Natur-
historischen I-Iofmuseum und in der biologischen Anstalt studiert und mit einem wahrhaft
animalischen Animo in lebendiger Bewegung dargestellt. Das gehört wohl zur geistreich-
sten Tierplastik, die wir heute haben; allenfalls hätte der junge Italiener Rembrandt Bugatti
dergleichen auch gut machen können. Und nicht minder reizvoll sind Engelharts nackte
Kinderfiguren, fünf unter jedem der drei Becken, die sich dort im Reigen oder sonstwie her-
umtreiben und gleichsam die Becken stützen, wie denn Kinder gerne solche erwachsene
Beschäftigungen nachahmen. Jeder Bub und jedes Mädel ist anders, alle nach der Natur
und ganz verschieden charakterisiert. Ihre Gruppen und Silhouetten, dazu die Durchblicke,
sind um so mannigfaltiger, als der jeweilige Sonnenstand sie immer anders in Licht und
Schatten setzt. Das originelle Brunnenwerk findet natürlich allgemeinen Beifall. Wirklich
schade, daß er so versteckt steht, daß ihn fast nur einer vom Grund auffinden kann. In
einem unserer großen Parks wäre er erst recht, was er ist.
KLEINE NACHRICHTEN Sh
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1909. n" offizielle
preußische Kunstpalast zeigt in diesem Jahr den Ehrgeiz, von seinem Paradefeld mit
dem Massenaufgebot und den Heerscharen der Vielzuvielen einige apartere Seitenwege
abzuleiten und dekorativ-artistischen Reizen einen Platz zu gönnen. In einigen Kabinetten
wird Geschmackskunst rafiinierterer Temperamente in einer feinnervig eingestimmten
Umgebung alten Mobiliars und im tiefen Licht gelb-blauer Gobelins geboten. Englische
Gäste spielen hier süchtige Melodien aus künstlichen Paradiesen.
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