Mikroskope.
Das Mikroskop im weitesten Sinne — Loupe, einfaches, zusam
mengesetztes und Bild-Mikroskop — hat sich bekanntlich zu einem
der wichtigsten Mittel der Forschung aufgeschwungen. Nicht Ein Gebiet
der Natur-Forschung existirt, welches dieses Instrument entbehren
könnte. Nimmt man hiezu noch dessen Benützung in praktischen
Wissens-Zweigen und Gewerben, so wird begreiflich, dass sowohl
die Vervollkommnung des optischen Vermögens der Mikroskope und
aller zugehörigen Neben-Vorrichtungen, als auch die Herstellung
möglichst guter und dabei billiger Instrumente zu den wichtigsten
Aufgaben der angewandten Optik und der im Dienste der letzteren
stehenden Mechanik gehört.
Was hat Oesterreich zur Kunst der Mikroskop-Verfertigung
beigetragen? Durch das Genie und den unermüdlichen Eifer eines
Mannes nicht weniger, als die Heimat Amici’s, Fraunhofer’s, und
als Frankreich, wm zwei Deutsche: Oberhäuser und Hartnack*) den
Weltruhm der französischen Mikroskope begründeten. Wie allgemein
bekannt, ist dieser Mann unser Landsmann Plössl, derselbe, dessen
grosse Verdienste um Herstellung geodätischer und astronomischer
Instrumente in diesem Buche eine andere Feder geschildert hat**).
Einer der hervorragendsten deutschen Mikrographen (Dippel)
bezeichnet Plössl als den eigentlichen Begründer der deutschen
Mikroskop-Verfertigungs-Kunst, und stellt in dieser Richtung unseren
Landsmann über Fraunhofer. Und gewiss nicht mit Unrecht. Denn
Plössl hat wohl später als dieser berühmte Optiker achromatische
Mikroskop-Objective verfertigt, aber früher (1823—1833) als alle
*) Letzterer seit dem deutsch-französischen Kriege in Potsdam.
**) Der Raum erlaubt es nicht, auf die Verdienste der österreichischen
Gelehrten um die Mikroskop-Verfertigung einzugehen. Der Hinweis auf
Brücke’s Loupe, Rollett’s elektrischen Entlader für Mikroskope, Stricker’s
Combinirung des heizbaren Object-Tisches mit der feuchten Kammer möge
ihren Einfluss auf die Technik der Mikroskope wenigstens andeuten.