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Bekenntnis zur reinen Farbe, die man sonst in den unentschiedenen Künsteleien vermißt,
macht sein skizziertes Ölgemälde „GeburtJesu" interessant, außer dem unter seinen vielen
Arbeiten die Aktstudie „schönes Mädchen" am besten zeigt, wie weit erst seine Begabung
vorläufig reicht. In der Beherrschung der Form zeigen die dekorativen Gemälde und die
streng linear gehaltenen Holzschnitte von Erwin Lang dessen Vorzüge. Haltlos sind die
gern ins Mystische irrenden Phantasiestücke des Richard Asir von Rziha und die disparaten
Arbeiten von Robin Andersen, Klecksographien die Porträte des Paris von Gütersloh. Zwei
kleine Bilder von Karl l-lofer (München) heben sich in ihrer zielsichern Verve und"
farbigen Erscheinung auffällig von der Umgebung ab; man hat Hofer vor jahren hier in
der Sezession als kühlen Freskanten kennen gelernt, jetzt aber huldigt er der letztmodemen
Pariser Richtung, die den Zusammenhang mit den Alten wieder zu gewinnen trachtet.
Neben l-Iofer sind auch zwei Bildhauer als reichsdeutsche Gäste auf der Ausstellung ver-
treten. Der Düsseldorfer Hermann l-laller, aus der Schweiz stammend, huldigt in der
unfertigen Oberfläche seiner sonst wohl bemeisterten Akte einem Atelierprimitivismus
und möchte impressionistisch wirken. Anders der Westfale Bernhard Hoetger (Weimar),
der die durcbgefeilte und geglättete Form liebt, stark im seelischen Ausdruck ist und sich
dabei bewußt an die Gefolgschaft indischer und anderer entlegener Kulturen anschließt.
Um den Kosmopolitismus der gegenwärtigen Bestrebungen, der hier tiefere Wurzeln hat,
zu beweisen, hätte es nicht dieser Werke bedurft. Unsere jungen Stürmer und Dränger
lassen das Suchen und Tasten nur zu sehr verspüren. Sie dürfen sich nicht mehr darüber
beklagen, daß sie, weil der Akademie untreu, keine Beachtung finden; nun ist es an ihnen,
in Selbsterkenntnis bei ihrem bessern Ich Einkehr zu halten.
LTÜNGARISCHE FRAÜENARBEIT. lm Kunstsalon Heller ist eine Samm-
lung ungarischer Hausindustrie ausgestellt, deren Besitzerin, Frau Mathilde Nemes
in Löcse (Leutschau), sich um die Erhaltung der Tradition bemüht und sie in moderne
Arbeiten herüberleitet. Als Vorlagen dienen die alten Stücke, die in der Verblichenheit
ihrer unbekümmert bunt nebeneinandergesetzten Farben eine harmonische Würde ent-
falten. Es sind neben Garnspitzen in verschiedener Technik und durchbrochenen Leinwand-
arbeiten, die aus dem Durchbruch omamentale Vogelmotive entwickeln, vornehmlich
Stickereien, Teile der Volkstracht. In den Mustern der raumausfüllenden Dekoration kehren
immer dieselben Motive der Bauernblumen wieder, ursprünglich sparsam in der Farben!
Wahl, dann immer reicher, durch Gold gehöht und ganz apart, wenn diese Kompositionen
von schwarzem Grund sich abheben. Geometrische Muster sind nur bei den Spitzen zu
beobachten, sonst fällt besonders eine Zeichnung wie die eines Pfauenauges auf und unter
den florealen Motiven das der gefiederten Blätter. Über die Herkunft der Elemente dieser
in der modernen Nachbildung leicht etwas laut geratenden Stickereien möchte die Kenntnis
der ethnographischen Verhältnisse des Komitats wohl aufklären, trotz den im Lauf der
jahrhunderte iließenden Grenzen.
AS NIEDEROSTERREICHISCI-IE LANDESMUSEUM. Nun ist dieser
jüngste Zuwachs zu den Wiener Sammlungen unter Dach und Fach gesichert; das
ehemals Geymüllersche Palais in der Wallnerstraße hat aufgenommen, was sich auf eine
Anregung des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich und auf die tatkräftige Befür-
wortung vieler Gönner hin zu einer für Wien neuartigen Einrichtung herausbildete. Durch
Dr. Max Vancsa wurde Ordnung in das Vielerlei gebracht, so daß sich jetzt schon aus der
Übersicht über die kulturellen Güter des Landes und über dessen naturkundliche Zeugnisse
manche wertvolle Kenntnis ergeben wird. Für heute genüge die Voranzeige; demnächst
sollen die Gegenstände der Kunst und des bäuerlichen Handwerks eine eingehende
Betrachtung finden.