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ALERIE MIETHKE. In
der März-Ausstellung setzt die
Klimt-Gruppe die Kollektionen ihrer
Mitglieder fort und gibt es außerdem
einen Nachtrag zu dem französischen
Intermezzo. Wie so gar nicht Carl
Moll einer Manier verfallen ist, son-
dern,obwohl immer in seinem selben
Stoffkreise, stets dem Gegenstand
treu bleibend, aus ihm neue Möglich-
keiten schöpft, das geht auch aus
seinen neuesten Bildern hervor; die
Interieurs aus Schönbrunn (das Go-
belin- und das Vieux lacque-Zimmer),
weiters ein „gedeckter Tisch" in
brillanter Helligkeit, sie bilden die Domäne Molls, und die breitflächigen Holzschnitte
in ihrer dekorativen Großzügigkeit kommen dazu als wohlverstandene Wandgraphik.
Allerhand Landschaftliches hat sich Moll aus der Umgebung Wiens geholt; vielen werden
aber die kleinen Veduten aus dem Schönbrunner Park am meisten zusagen, wo ein so
einfaches Motiv wie das der „Orangerie" durch das I-Iineinspielen des blinkenden Sonnen-
lichtes zu ungeahntem Reichtum gelangt. Bei Max Kurzweil, der sich mit Moll in den Raum
teilt, überwiegt das Interesse an den Porträts, die niemals das malerisch Distinguierte des
Künstlers verkennen lassen; es kommt auch den Ansichten von der Insel Arbe zugute,
ohne daß irgendwie oder irgendwo Schönfärberei getrieben würde. -Als Anreger und Vor-
bild wird Paul Cezanne, soweit es den jüngsten künstlerischen Nachwuchs betrißä, öfters
heraufbeschworen als die früheren Impressionisten, denen man die Ehre antut, sie um
ihrer schon „klassisch" gewordenen Geltung willen für überwunden zu erklären. Nun ge-
nießt man wieder einmal die seltene Gelegenheit, Werken Cezannes selbst ins Angesicht zu
sehen und erkennt wieder in ihnen den großen Wurf und das Unzulängliche. Der Künstler
war sich des fragmentarischen Gelingens dessen, was er in seiner legendenhaften Einsam-
keit erstrebte, wohl bewußt, doch hat er immerhin soviel erreicht, daß man sein Ziel genau
erkennt: ein absichtsloses Wiedergeben des Sinneneindruckes, der sich auf der Malleinwand
ohne formende Übersetzung wie von selbst gestalten soll. Der dünne, mitunter stockende
Farbenauftrag, der da und dort den Malgrund frei läßt, ist wirklich nur ein Modulieren,
wie es Cezanne anstatt des Modellierens verlangt. Darum wird die Phantasie lebhaft be-
schäftigt, am wenigsten unter den fünf hier vereinigten Gemälden durch das früheste, ein
Stilleben in schwarz-weißer Harmonie, das noch schweriiüssig an die Tradition anknüpft,
am meisten durch das Damenporträt, ein Kniestück vor einer Gartenmauer, in südlicher
Luft, während die spätesten Stücke wieder mehr den ganzen Komplex geben, freilich in
nicht immer leicht zu deutenden Zusammenfassungen.
Schmuckdose, in Silber getrieben, entworfen und ausgeführt von
der Birmingham School of Art
KLEINE NACHRICHTEN 59
ERLINER NEUE SEZESSION IgII. Die Gruppe jüngerer Künstler, die sich
von der alten Sezession abgespalten, tritt mit dieser Winterausstellung sehr entschieden
und zielbewußt auf.
Auch sie gibt, wie Liebermann und die Liebermänner, ihrem Katalog ein program-
matisches Vorwort, das die künstlerischen Entwicklungslinien dieser Gemeinschaft beliebten
will. Diese Richtlinien weisen vom Impressionismus, von der Naturschilderung, die als
wichtige und disziplinierende Durchgangsschule anerkannt wird, zu einer Stilisierung, zu