in mannigfacher Beziehung stehende Entwickelung der Buchbinderei in Oxford schildert.
Ausgehend vorn Gründungsjahr dieser lltesten öffentlichen Bibliothek Europe's, welches
in den Anfang des 15. Jahrhs. fallt, erwähnt der Verfasser die großartige Schenkung des
Sohnes Heinrich lV., Humfrey, Herzogs von Gloucester, welche in einer höchst werth-
vollen Manuscriptensammlung bestand, die jedoch nicht intact auf uns gekommen, da die
Bibliothek 1550 als npapstlicha zerstört wurde. Es wird sodann kurz erzählt, wie erst
ein halbes Jahrhundert spater (ibozi unter der Regierung Elisabeth's dieWiedererbifnung
der Bibliothek stattfand, wobei dieselbe gleichzeitig als eine öffentliche erklart wurde.
Um sie wieder auf einen ansehnlichen Stand zu bringen, hatte bekanntlich der Londoner
Buchhändler Bill im Auftrage Sir Thomas Bodley's zahlreiche kostbare Bücher in Italien
gekauft, so dass der Bestand zur Zeit der Wiedererolfnung zooo Bande betrug. Seither
ist der Reichthum dieser Büchersammlung bis gegen t,5oo.oco Bande angewachsen. Da
die Bodleiana in Bezug auf historisch merkwürdige Einbände die beste Sammlung in
England besitzt, kann sie wie keine andere die Geschichte speciell des englischen Buch-
cinbandes illustriren. ln den weiteren Capiteln der Einleitung geht daher der Verfasser
auf den historischen Theil seiner Arbeit ein und spricht zunlchst von den Einbanden in
schwarz oder roth gefärbtem Schafleder, das über einen Holzdecke] gezogen ist, wie sie
im I4. Jahrh. üblich waren, sodann von den schonen Sammteinbanden kostbarer Manu-
scripte des I5. .lahths., und geht hierauf auf die künstlerisch vollendeten Ledereinbande
der Renaissance über. Den Schluss der Einleitung bildet eine Beschreibung einzelner
berühmter Einbände in gepresstem Leder von frühen Oxforder Drucken aus dem Ende
des 15. und dem Anfange des i6. .lahrhs., und eine kurze Besprechung orientalischer
Einbände.
Die nun folgenden a4 Tafeln beschrlnken sich jedoch nicht auf die Illustration
der Geschichte des Oxforder Bucheinbandes, sondern erstrecken sich auf die interessan-
testen Einbande der Bibliothek überhaupt. Sie sind in chronologischer Reihenfolge an-
geordnet und beginnen mit Elfenheinschnitzcreien iuf Einbinden des ro. und tl. Jahrhs.,
worauf ein höchst werthvoller lateinischer Psaltcr folgt, der in Silber gebunden und auf
beiden Seiten mit einer transluciden Emailmalerei des I3. Jahrhs., die Verkündigung und
die Krönung Mariae darstellend, verziert ist. Die folgende Tafel V bringt einen vorzüg-
lichen deutschen Lederband des I5. Jahrhs. mit prächtiger figuraler Sclinitzarbeit. Diesem
schließen sich ein spanischer, zwei englische und ein französischer Einband des xGJahrhs.
an. Einige Grolier-Bande und ähnliche französische Arbeiten füllen die folgenden Tafeln,
worauf uns die prachtvollen gestickten Einbände des 16. und 17. .lahrhs., ein besonderer
Stolz der Bodleiana, in vier sehr charakteristischen Beispielen vorgeführt werden. Die
Reihe derselben wird mehrfach unterbrochen rnit Darstellungen ausgesucht schöner Leder-
bande mit Goldpressung franzdsischen, englischen und italienischen Ursprungs. Jede
dieser Tafeln begleitet ein ausführlicher Text mit historischen Bemerkungen, genauer
Maßaagabe, Titel, Beschreibung des Bandes u. s. w. Fs.
Ü
Die Flirstl. Braunschweigische Porzellanfabrik zu Fürstenberg. Ein Beitrag
zur Geschichte des Kunstgewerbes und der wirthschafilichen Zustände
im i8. Jahrhundert. Von Heinr. Stegmann. Braunschweig, B. Göritz,
1893. 8". Vlll, x76 S. M. 4.
lm sechsten Bande der nThonindusti-ie-Zeitung- hatte H. Stegmann interessante
Mittiieilungen über die Geschichte der Porzellanfabrik im Schlosse Fürstenberg a. d. Weser
gebracht, die diese Anstalt als ein echtes Kind der Ftirstenlaune im vorigen Jahrhundert
erscheinen ließen. Dieses Bild liegt uns nun in weiterer Ausführung vor. Projectenmacher,
Unkundige, Schwindler verschiedener Grade, zumeist alte Bekannte aus der Geschichte
der Keramik, machen sich die Liebhaberei des Herzogs Karl I. zunutze; bei einem Auf-
wande, der weit über die Verhältnisse des Landes hinausgeht, kommt die Fabrik doch
fast nie aus der Geldnoth, und die Männer, die ehrlich und mit praktischem Verstande die
Sache leiten, ünden entweder kein Genor (so Kohl, der die Fabrik von dem einsamen
Bergschlosse in wasserarmer Gegend in die Stadt Wolfenbüttel verlegt wissen wollte)
oder werden mit schreiendem Undanke belohnt, wie Gervcrot. Der Verfasser hat mit
gutem Rechte seine sehr lleißiga und gut geschriebene Arbeit zugleich als Beitrag zur
Wirthschaftsgeschiehte bezeichnet; wie sehr wir ihm zum Dank verpdichtet sind, lehrt
ein Blick auf das, was bisher in keramischen Handbüchern ala aThatsachea über Fürsten-
berg beigebracht worden ist. B.