Neben ihm steht unter den Veranstaltern der Ausstellung gar mancher tüchtige
reife Künstler, der französische Malkultur auf sich wirken ließ. So Thorolf Holmboe, der
an Thaulow mahnt, oder die vornehme Harriet Bäcker mit ihren feinen Interieurstim-
mungen aus alten nordischen Bauten (geboren 1845), die jenen G. Kuehls in Feinheit
verwandt sind. Dann wieder Harald Sohlberg, der gewissenhafter, sorgfältiger deutscher
Arbeit näher steht, und Erik Werenskiold, der eine stilistische nordische Note entwickelt
hat. Jeder hat auf seinem Gebiet Eigenes zu sagen. Die jungen sind nun diesen Weg-
weisern gefolgt, haben im Ausland viel gelernt und gehen auch oft um einiges weiter.
Ihnen macht das Malen Freude, sie zeigen Lust an Farbe, an kraftvollem Umriß und ein-
fachen Kontrasten, die fein entwickelt sind.
Man findet tüchtige, breite Malerei wie bei Henrik Lund, oder feine Stimmungskunst
wie bei Soeren Onsager, nervöse Impressionen wie bei Arne Kavli und Per Krohg und
dann wieder die glänzende Charakterisierungskunst und zeichnerische Meisterschaft Olaf
Gulbranssons, der ja im „Simplicissimus" längst die bedeutendste Kraft geworden ist.
Mitunter wird auch strenger Stilismus angestrebt wie von Dagfm Werenskiold, der an
alte skandinavische Flächenkunst anknüpft und sie auf seine Art zu neuen Wirkungen
bringt. So blickt überall von den Wänden gediegenes Können und Streben. Jenes kraftvolle
Zugreifen, das jugendfrisch wirkt, dabei eine durchaus moderne Kultur, die den besten
Errungenschaften unserer Zeit gerecht wird.
Das, was überall hervortritt, ist jene echte und ehrliche Kunstbegeisterung, die
höchste Qualität erreichen will, die das Beste aufnimmt, was bisher geleistet wurde, die
über lokale Bedürfnisse und Traditionen weit hinausgreift, um Leistungen hervorzubringen,
die neben dem Besten bestehen können.
Diese Konzentration der Kräfte ist ein höchst erfreulicher Eindruck, der uns die
Nordländer sympathisch macht.
ÜNSTLERHAUS. Wenn man vor den französischen und norwegischen Kunst-
werken das Wirken einer leidenschaftlichen Hingabe an die Kunst und eines hoch-
gestellten Zieles moderner Bestrebungen erkennt, die in der stärksten Konzentration der
Ausdrucksfähigkeit das Anstrebenswerte sieht, so darf man mit diesen hochgespannten
Empfindungen nicht die Ausstellung des Aquarellistenklubs betreten. Man würde ähn-
liches erfahren, als wenn man nach erfrischender Wanderung in Wald und Feld den
mondänen Salon einer Dame der guten Gesellschaft aufsuchen wollte.
Wir finden auch im Künstlerhaus eine aus vielen Ländern zusammengeführte und
gewählte Gesellschaft, der die Konvenienz, die Rücksicht auf die guten Manieren ihre
Temperamentsäußerung aber erheblich beeinträchtigt hat. Überall Geschicklichkeiten und
gefällige Formen, die nicht ahnen lassen, welche kraftvolle Tätigkeit und Kampfstimmung f
außerhalb dieser Zirkel herrscht. Eine Ursprünglichkeit und Frische wie in Fahringers
bosnischen Studien wirkt hier schon wie Naturburschentum. Ein Stilismus und Persönlich-
keitsreiz, wie in W. Hampels und I-Iede von Trapps Arbeiten, wirkt fast wie Extravaganz.
Und Gulbranssons fabelhafte Zeichenkunst und furchtlose Satyre mahnen an eine größere,
an eine andere Welt.
Die vielen Schilderungen heimischer Natur, bodenständigen österreichischen Volks-
tums, wie sie Tomec, Ameseder, Suppantschitsch, O. Ruzicka pflegen, haben sicheren
Geschmack und gegenständlichen Wert, erwecken lokales Interesse; man bedauert nur,
daß außer diesen ernsteren Arbeiten auch so viel Dilettantisches und Schwächeres auf
diesem Gebiet Aufnahme fand, das dann das allgemeine Niveau herabdrückt und es den
Ausländern wie l-I. Herrmann, O. Modersohn, R. d. Saegher, C. Grethe und andern so
leicht macht, stärker zu erscheinen, als sie ohne diese Folie wären.
Das sorgfältige Arrangement würde auch eine strengere Auswahl nötig erscheinen
lassen; die gewählte Form sollte auch einen gewählteren Inhalt umschließen. Das erforden
allerdings auch viel Selbstverleugnung und viel Härte, bei der manche persönliche Rück-