durchaus die Gebeine des sagenhaften Riesen auffinden und veranstaltete
in der Kirche Nachgrabungen, die leider den Einsturz des Turmes veran-
laßten, der dabei auch einen Teil der Kirche mit sich riß.
Die Nachfolger des ersten Abtes Marquard bis auf Gottschalk (1259 bis
1264 P) werden nur Pröpste betitelt. Das Stift stand in hohem Ansehen und
auch in reichern Besitz. Propst Heinrich II. (1178-1187 ?) erlaubte dem
Markgrafen Berthold II. von Andechs, den dem Stift gehörigen MarktHecken,
das heutige Innsbruck, vom linken auf das rechte Ufer des Inn zu verlegen.
Unter dem Abt Konrad I. (zirka 1289 bis zirka 1302) erlitt das geistliche
Haus einen schweren Schlag;
Kloster und Kirche gingen in
Flammen auf und viele wert-
volle Urkunden wurden ein
Raub des Feuers, doch erholte
sich das Stift unter Konrads
Nachfolger, dem seligen
Wernher (1303-1331) sehr
bald von diesem Unglück und
erblühte wieder zu neuem
Glanz. Das Frauenkloster, das
wie üblich gleich anfangs in Wil-
ten errichtet worden war, wurde
unter AbtKonrad I., um die üblen
Nachreden los zu werden, auf-
gehoben und das Gebäude des
Nonnenklosters zu einem Spital
adaptiert. Abt Ingenuin Mössl
(1458F1464) erhielt vom Papste
Pius II. im Jahre 1459 für sich
und seine Nachfolger das Recht,
die Pontifikalien zu gebrauchen.
Dieser Abt war ein großer Freund der Wissenschaften; er ließ, kurz nachdem
ihm die Erfindung der Buchdruckerkunst bekannt geworden war, ein
eigenes Bibliotheksgebäude aufführen. Auch einer seiner nächsten Nach-
folger, Abt Alexius Stoll (1470-1492), war ein großer Bücherfreund. Er ließ
die Bibliothek neu einrichten und schaffte auch viele Bücher an, ebenso ver-
dankte ihm eine wertvolle Gemäldesammlung ihre Entstehung, darunter Bilder
aus dem frühen Mittelalter, die sich heute noch im Besitze des Stiftes befinden.
Unter dem bereits erwähnten Abte Leonhard Klingler (1498-1531)
kam nun eine schwere Zeit über Wilten. Überschwemmungen, Mißwachs,
Seuchen, Kriegsunruhen, zu guter Letzt noch der Aufstand der Bauern,
brachten das Stift an den Bettelstab. Wilten war damals so verarmt, daß
sogar die Bauern es nicht der Mühe wert fanden, das Klostergebäude zu
stürmen und niederzubrennen.
Abb. 5. Wappen des Fürstabtes von Muri, Fridolin Kopp
(1751-1757)