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dem Museum überlassen. Es ist der Poysdorfer Fund, ein dem berühmten
Schwanenstädter Fund im Linzer Museum ähnlicher kulturhistorisch wich-
tiger, seit der Zeit seiner Hinterlegung unangetasteter Besitz an Leib-, Bett-
und Tischwäsche, weiters Zinngeschirr und Büchern, welcher seine Ein-
mauerung vermutlich der drohenden Türkengefahr des Jahres 1683 dankt
und 1883 bei dem Umbau eines Hauses in Poysdorf aufgedeckt wurde
(Abb. 18). Die Zinnkanne ist 1654 bezeichnet; der Druck der Bücher -
sowohl weltlichen als geistlichen Inhaltes- fällt in die Zeit von 147g bis 1679.
Eine niederöster-
reichische bürgerliche
Inneneinrichtung gibt
uns das Bild einer
besseren Bauernstube
(Abb. 19). Der Hausrat
und die Fenster sind
1 78 5, beziehungsweise
1786 datiert und kom-
men aus St. Peter in der
Au, der etwa gleich-
zeitige Ofen aus Stie-
fern am Kamp und ein
originell bemalter Bau-
ernschrank (auf Abb. 19
nicht sichtbar) aus
Leesdorf bei Baden.
In der Eingangs-
halle und im Lapida-
rium sind durch Dr. Os-
wald Menghin die Fun-
de antiker, mittelalter-
licher und neuzeitiger
Steinplastik zur Auf-
stellung gelangt. Es
sind vorwiegend Werke sepulkraler Bestimmung aus Margarethen am
Moos, Berndorf, Mödling, Velm und Sarasdorf. Von der Kirche in Schön-
grabern, dem bedeutendsten romanischen Baudenkmal des Landes, besitzt
das Museum mehrere Architekturteile, wie es überhaupt auf die Erwerbung
solcher Zeugen alter Baukunst Wert zu legen gedenkt. Ein jüngeres Beispiel
dieser erfreulichen Richtung ist die Erwerbung eines Steinfensters von dem
Kremser Palast der Babenbergerin Margarethe, der Gemahlin Premysl
Ottokars von Böhmen (Abb. 20). Unter den späteren Werken deutscher
Steinplastik nennen wir den prächtigen, mit vier heiligen Frauen geschmück-
ten Altar der Kirche von Wultendorf (um 1550) und die schöne Dreifaltigkeit
aus dem ehemaligen Zehenthof des Klosters Säusenstein in Fels am Wagram
Abb. g. Holzmodel für Feingebäck, mit der Darstellung „Sirnson, die
Torhügel der Stadt Gaza tragend", um 1600