einheitlichen Tonskala entwickelten Werken bedeckt, deren jedes durch kraftvolle,
packende Raumausschnitte, durch breit und sicher vorgetragene Naturbeobachtung
fesseln, die aber in ihrer Wiederholung verwandter Motive, mit ihrem Vorherrschen
eines einheitlichen silbrigen Grau ermüden. Die Örtlichkeiten mit ihrer lokalen Eigenart
verschwimmen, und man sieht den Künstler an der venezianischen Küste ebenso wie
den holländischen Grachten dieselbe graue Stimmung suchen und finden, die er an
seinem Dachauer Moor liebte.
So wertvoll Kollektivausstellungen sind, manchmal werden sie doch auch Künstlern
von starker Eigenart nachteilig, wenn eine andere als eine rein künstlerische Absicht maß-
gebend ist, wenn die Auswahl nicht ganz objektiv geschah, um den Künstler im besten
Licht erscheinen zu lassen.
Anders repräsentiert die zweite vorhandene Kollektion den Wiener Architekten
Oberbaurat Ohmann. Hier zeigt sich eine große Wandlungsfähigkeit, ein vielseitiges
Ausblicken und Empfinden. Während der deutsche Maler Dill seine persönliche Note,
seine bestimmte, auf wenige Punkte gestützte Kunstmeinung überall stark zur Geltung
bringt - selbst auf die Gefahr hin, einseitig und monoton zu wirken - schillert die
von einem äußerst virtuosen Stift vorgetragene Architekturauffassung des Wiener Professors
Ohmann in vielen Richtungen. Ausgehend von einem intimen Studium alter Kunst -
besonders jener des XVIIl. ]ahrhunderts, die Prag und Wien geschmückt hat - vermag er
sich doch auch den Reizen neuer und neuester Anregungen nicht zu verschließen.
Vortretllich beherrscht er die Anpassung an ein vorhandenes Milieu wie jenes Karls-
bader Platzes, der keine Monumentalität, aber lebendige Vielgestaltigkeit fordert; er weiß
örtlichen Stimmungen treBlich gerecht zu werden. So trilTt er auch in einem reich aus-
gestatteten Landhaus den Ton der volkstümlichen Bauweise Niederösterreichs und in der
Ausstattung des eigenen Heims die Weise vornehmer alter Bürgerhäuser Wiens.
Daneben sind Entwürfe und Projekte ausgestellt, die moderne Konstruktionsweise und das
Empfinden für den Lebensatem unserer Tage verlangen. Wie er die lnnengestaltung und
die Schauseiten eines großen modernen Warenhauses in der Kämtnerstraße löst, das zeigt
wieder ein feinfuhliges Eingehen auf die neuesten Aufgaben. Der geometrischen Strenge,
dem monumentalen Ernst, welche andere heute gern betonen, setzt er eine bunte
Beweglichkeit gegenüber, die ein reiches Formenspiel liebt, einer starken Schmuckfreude
entspringt. Kein Loslösen von der Überlieferung, sondern gewandtes Anpassen an neue
Zwecke.
Wenn die ausgestellten Blätter auch rein formal als die so fesselnden und glänzenden
Darstellungen der Äußerung einer unaufhörlich spielenden Phantasie erfreuen, so lohnen
sie stets auch ein näheres Eingehen durch das reiche Wissen und das gewandte Können,
das aus ihnen spricht.
Interessant als Reminiszenz an üihrende Persönlichkeiten unter den Kunstschrift-
stellern ist die in der Galerie Miethke vereinigte Kollektion von Kunstwerken, die aus dem
Nachlasse Richard Muthers und Ludwig Hevesis stammen. Es sind vorwiegend Bilder
aus der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts. Bei Muther überwiegen die Franzosen, die
er so sehr liebte, und zwar jene ersten Neuerer, die uns heute so alt erscheinen wie
Courbet, der am interessantesten vertreten ist, dann Daumier, Gericault, Charlet, Prudhon.
Es sind vielfach mehr Namen als Werke: Bonnington, Constable, Diaz; von Neueren wie
Zorn, Liebermann sind feine Studien da; neben guten sind aber viel schwächere Sachen
vorhanden.
Kleiner ist die Bildersammlung l-levesis, in der man mit Freuden erkennt, wie gut
unser so Verkannter Theodor von Hoermann neben den großen Franzosen wirkt. Bei Hevesi
fühlt man das große Interesse, das er an jungen und jüngsten Bestrebungen nahm, während
man bei Muther fühlt, daß er für Künstler eintrat, die heute längst als Klassiker ihrer Zeit
gelten. Immerhin bildet vieles ein treliliches Zeugnis für jene, die es gewählt, um ihr Heim
zu schmücken. '