Cottet eignet sich ganz gut für die Volksszenen aus der Bretagne. Die Landschaften von
Dauchez sind vorzüglich, obwohl sie in größeren Mengen etwas eintönig wirken. Antonio
de la Gandara bringt diesmal kein einziges Porträt. Schade, denn sein großes Blumenstück
ist entschieden langweilig, sein Aschenbrödel zu geziert, nur eine Kopfstudie weist seine
besten Qualitäten auf.
Wer kennt nicht die eleganten Interieurbilder von Walter Gay, es ist nichts an ihnen
auszusetzen. Gaston La Touche stellt diesmal nur drei kleine unbedeutende Sachen aus.
Bei Henri Martin ist man auch ganz erstaunt, nur kleine Landschaften von ihm zu finden,
deren dekorative Wirkung nicht ganz auf der Höhe seiner größeren Werke steht. Le
Sidaner bleibt sich selber treu.
Ralfaelli verlegt nun seine Tätigkeit, mit der er so lange die Stadt Paris verewigte, in
die Provinzstädte von Frankreich. Er bringt nun weniger bekannte sehr malerische Motive
in gewohnter vorzüglicher Ausführung.
Von Lucien Simon ist besonders das Porträt einer alten Dame „Madame de L."
hervorzuheben.
Die Skulptur umfaßt nur wenige Stücke und nichts Besonderes. Th. de Kulmer
.. STERREICHISCHE KÜNSTTÜPOGRAPHIEf Mit den vorliegenden zwei
Bänden hat das Kunsthistorische Institut der k. k. Zentralkommission für Denkmal-
pflege die Inventarisierung der Kunstdenkmale der Stadt Salzburg in Angriff genommen,
für die noch weitere drei Bände vorgesehen sind; einer davon soll dem Stifte St. Peter
gewidmet sein und wird die Behandlung der kirchlichen Denkmale abschließen, ein zweiter
wird die Objekte profanen Charakters, ein dritter das prähistorische und klassische Material
umfassen. Band 7 (Stift Nonnberg) wurde den Teilnehmern des Neunten Denkmalpüege-
tages in Salzburg als eine gewiß sehr ansehnliche Festgabe überreicht und beansprucht
von vornherein ein ganz besonderes Interesse dadurch, daß er Gegenstände verführt, die
zum größten Teil in der Klausur befindlich und im allgemeinen so gut wie unzugänglich
sind. Aus eben diesem Grunde ist der 7. Band von der Redaktion der „l(unsttopographie"
ausnehmend reichlich mit Abbildungen bedacht worden, die eben die Autopsie in diesem
Falle ersetzen müssen; so sind zum Beispiel dem berühmten romanischen Faltstuhl
nicht weniger als sieben Tafeln und elf Abbildungen im Text gewidmet. Fernerstehende
werden überrascht sein von dem Reichtum an eindrucksreichen, kunsthistorisch wichtigen
Denkmälern, die in den stillen Stiftsmauern einen friedlichen Dornröschenschlaf
schlummern und nur sehr selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken (wie zum
Beispiel bei der Ausstellung 1908). Hier nun erscheinen sie zum erstenmal in ihrer
Gesamtheit vor einem größeren Publikum ausgebreitet: die mit dem tiefen Ernst
byzantinischer Kunst wirkenden romanischen Fresken in den Nischen der Vorhalle der
Stiftskirche, der Choraltar von r46o, das Büstenreliquiar vom Jahre 1316, die drei
trecentistischen Reliquientafeln des Cäsarius (die der Herausgeber nach Italien lokalisiert),
der Stab der Agathe von Haunsperg, das Flügelaltärchen mit den miniaturartigen
Malereien, der gotische Altar in der Johanneskapelle, der schöne Erentrudbrunnen (von
Dario?), so merkwürdig still und schlicht für eine barocke Skulptur, und was nicht alles
sonst noch! (Freilich macht man auch hier die betrübliche Beobachtung, daß der
konservative Sinn der Hüterinnen dieser Schätze zwar die Verschleppung, aber leider
nicht immer die Restaurierung, zum Beispiel eine geschmacklose „Neufärbelung" der
Altäre, verhindern konnte.) Die Erörterung der kunstgeschichtlichen Probleme, die sich
4' Österreichische Kunattopograpbie. Band 7: Die Denkmale des adeligen Benediktiner-Frauenstiftes
Nonnberg in Salzburg. Bearbeitet von Dr. Hans Tietze mit archivalischen Beiträgen von Fr. Regintrudis von
Reichlin-Meldegg O. S. B. 33 Tafeln, a8: Abbildungen im Text. Band g: Die kirchlichen Denkmale der Stadt
Salzburg. Bearbeitet von Dr. Hans Tietze mit archivalischen Beiträgen von Dr. Franz Martin. 37 Tafeln,
330 Abbildungen irn Text. Wien 1912. In Kommission bei Anton Schroll ä Co. (Ladenpreis eines jeden Bandes
35 Kronen).