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hat. Wohl dürfte das hierher Gerettete nur einen verschwindend kleinen Teil
von dem einstigen Besitze der russischen Kaiser bedeuten, aber doch ist er
imstande, uns erneut einen greifbaren Beweis zu geben für die große
künstlerische und technische Leistungsfähigkeit der sächsischen Porzellan-
fabrik und für den Weltruf, dessen sie sich besonders in den beiden ersten
Dritteln des XVIII. jahrhunderts zu erfreuen hatte, zugleich aber auch dafür,
daß sich die russischen Herrscher damaliger Zeit nicht nur von der Mode
der Porzellanliebhaberei mit haben forttreiben lassen, sondern auch, daß
sie Mittel undWege fanden, sich mit ganz besonders kostbarem europäischem
Luxus zu umgeben.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBENSP VON
HARTVVIG FISCHEL-WIEN S0
SEZESSIQN. FRÜHJAHRSAÜSSTELLUNG. Mit einigen Gästen führt diesmal
die Vereinigung bildender Künstler Österreichs ihre Freunde in die Frühjahrsausstellung
ein. Claudio Castelucho (Paris) hält sein spanisches Blut in den Schranken französischer
Maltechnik. Er bringt nicht mehr, als man auch hier zu beherrschen gelernt hat. Auch
Stucks Amazone ist ein maßvolles Werk ausgeglichenen Könnens, in anderem Sinne. Florian
Josephus weiblicher Narciss wirkt jugendfrischer, wenn auch nicht origineller daneben.
Es ist eine angenehme und wohltätige Einrichtung dieser Schaustellung, daß einige
Künstler mit ganzen Bilderfolgen vertreten sind. Wenn diese auch noch im Format und
Gegenstand ein fast zusammengehöriges Ganzes bilden wie l-Iarllingers Arbeiten aus der
Wachau, so genießt man in doppeltem Sinn. Man hat den wohltuenden Eindruck einer
abgestimmten Raumwirkung und die Freude, einem ernsten Künstler näher zu kommen.
Die tonigen, atmosphärisch durchleuchteten Bilder mit dem weiten und hohen Horizont
haben eine befreiende und erfreuende Wirkung.
lm Gegensatz zu dieser Weite und Helligkeit ist]osef Stoitzners Art mehr zur Enge des
Raumes und zur schweren tiefen Farbe hingeneigt. Es ist in der Strenge seiner geometrischen
Linienführung und Durchbildung manche Härte, mit der uns die gemütvolle lnnigkeit
seiner Versenkung in die heimlichen und ernsten Innenräume der Bauern wieder versöhnt.
Oswald Roux amüsiert mit seinem Tiroler Bauernleben, dem er stets eine feine farbige
Note und einen humoristischen Linienschwung abzulauschen weiß. Josef Danilowatz bringt
aus dem skandinavischen Norden die Regenstimmung der feuchten Hafenluft und die fein-
tonige Buntheit des Lebens unter Schiffen und Holzwerk alter Hafenorte. Auch Hans von
Hajek weiß diese Note fein wiederzugeben. _
Überall herrscht eine erprobte Ausgeglichenheit und Ruhe, ob wirjettmars stimmungs-
volle Nacht, Nissels und Alois l-länischs tieftonige Stilleben, V. Hammers liebevoll bis zur
Glätte ausgefeilte Porträte oder endlich Norbertine Roths heiteren Märchenzyklus
betrachten. Josef von Divekys und Alois Kolbs Graphik bringt mit Ehrnhöfers Plastik das
Streben nach einer abgesonderten Eigenart zum Ausdruck, das aber nicht laut und schroff
das Gleichgewicht ihrer Umgebung stört, sondern nur wohltuend unterbricht. Es wird
Fleißig gearbeitet, in bewährtem Geleise fortgeschritten, sicheren Zielen zugestrebt. Ob nun
anderweits heftige Kämpfe stattfinden, fühlt man hier nicht. Der Kampfruf, der in denselben
Räumen einst erscholl, ist verklungen.
ÜNSTLERHAÜS. Die Genossenschaft bildender Künstler Österreichs hat in ihrer
XXXIX. Jahresausstellung die ungarische Künstlervereinigung „Müveszhaw gastlich
aufgenommen. Damit ist auch das wichtigste Ereignis dieser Ausstellung erwähnt.