besitz, der hier ans Tageslicht kam und mit Bildnissen des
XVIII. und XIX. Jahrhunderts, Miniaturen, französischen
Bronzen und Uhren der Louis-Seize-Epoche, mit italienischen
und niederländischen Gemälden des XVII. Jahrhunderts be-
wies, wie stark die hohe kulturelle Blüte Offenbachs zur Zeit
Goethes und Bemards und zur Zeit der Romantiker (Bren-
tanos, Bettinas und so fort) noch heute nachwirkt. Die Qualität
der Sachen war so, daß der lokale Reiz kaum noch Wesent-
liches zu ihrem Interesse hinzuzufügen hatte. Zum andern
waren es die Sammler der lebenden Generation, die Mannig-
faltiges beigesteuert hatten. Einige Sammlungen waren ganz
geschlossen und mit Konsequenz einseitig; so eine von griechi-
schen Münzen und deutschen Medaillen, eine von Oifenbacher
Fayencen, eine andere von Stichen, Aquarellen und Bildern
Alt-Offenbachs. Die meisten hatten ihr Interesse auf moderne
Gemälde konzentriert; einiges moderne Kunstgewerbe, vor
allem Wiener Porzellan, kam daneben zur Geltung, altes
Kunstgewerbe überwog: Zinn, Messing, bemalte deutsche
Gläser, Waffen, etwas Porzellan und Steingut.
Qmnbache, pqenc, Besonderes Interesse bot die Oifenbacher Fayence, die in
' einer Sammlung von lauter (mit „Oif") signierten Stücken zu
sehen war und den Typus dieser Manufaktur vom Ende des XVIII. Jahrhunderts nunmehr
wohl endgültig festgestellt hat. Es war keine Luxusfabrik, vielmehr wurden Gebrauchs-
waren für den geschmackvolleren Mittelstand hergestellt: meist Teller und Krüge, auf
weißem Grunde mit ein par Farben dekoriert; Süchtige Architekturskizzen, einzelne Vögel
oder Sprüche geben die Elemente der Dekoration. Bisweilen trugen die Krüge auch eine
charakteristische grünblaue Glasur. Sehr häufig waren Tintenfässer in Kommodenform.
Die Prunkstücke bestanden aus einigen Blumenvasen von niedriger Form - darunter
eine weiße, möbelartige, mit plastischem Louis-Seize-Zierat - und einem Vogelbauer (das
leider nicht mit zur Ausstellung gelangte). So wenig die Offenbacher „Porcelaine-
Fabrique" mit andern aus der Umgebung Frankfurts, namentlich l-Ianau, zu konkurrieren
vermochte, so gebührt ihr jetzt doch ein bestimmter Platz innerhalb der unendlich ver-
zweigten deutschen Produktion. Man sieht wieder, wie reich und vielseitig diese gewesen ist.
Ebenso brachte die Ausstellung einen Überblick über das Schaffen der speziell als
Offenbacher zu bezeichnenden Maler. In
der Gegenwart sind es die beiden Lipp-
mann, von denen besonders der jüngere
Karl Lippmann durch seine starkfarbigen
leuchtenden Blumenstilleben und die Kom-
positionsversuche mit arbeitenden Gärt-
nern interessiert. Wichtiger aber war die
Entdeckung eines Nazareners, der für die
Kunstgeschichte bisher gänzlich verschol-
len war. Leopold Bode zwar kannte man
schon als einen Bildnismaler und Legen-
denerzähler von hinlänglicher Qualität.
Indessen tritt die Bedeutung dieses etwas
posthumen Nazareners (der von 1831 bis
x9o6 lebte und somit seine Ideale über-
lebte) zurück hinter dem weit interes-
santeren Wirken seines Vaters G. W.
Bode.Die Berliner Jahrhundertausstellung Oifenbacher Fayence