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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 3)

 
besitz, der hier ans Tageslicht kam und mit Bildnissen des 
XVIII. und XIX. Jahrhunderts, Miniaturen, französischen 
Bronzen und Uhren der Louis-Seize-Epoche, mit italienischen 
und niederländischen Gemälden des XVII. Jahrhunderts be- 
wies, wie stark die hohe kulturelle Blüte Offenbachs zur Zeit 
Goethes und Bemards und zur Zeit der Romantiker (Bren- 
tanos, Bettinas und so fort) noch heute nachwirkt. Die Qualität 
der Sachen war so, daß der lokale Reiz kaum noch Wesent- 
liches zu ihrem Interesse hinzuzufügen hatte. Zum andern 
waren es die Sammler der lebenden Generation, die Mannig- 
faltiges beigesteuert hatten. Einige Sammlungen waren ganz 
geschlossen und mit Konsequenz einseitig; so eine von griechi- 
schen Münzen und deutschen Medaillen, eine von Oifenbacher 
Fayencen, eine andere von Stichen, Aquarellen und Bildern 
Alt-Offenbachs. Die meisten hatten ihr Interesse auf moderne 
Gemälde konzentriert; einiges moderne Kunstgewerbe, vor 
allem Wiener Porzellan, kam daneben zur Geltung, altes 
Kunstgewerbe überwog: Zinn, Messing, bemalte deutsche 
Gläser, Waffen, etwas Porzellan und Steingut. 
Qmnbache, pqenc, Besonderes Interesse bot die Oifenbacher Fayence, die in 
' einer Sammlung von lauter (mit „Oif") signierten Stücken zu 
sehen war und den Typus dieser Manufaktur vom Ende des XVIII. Jahrhunderts nunmehr 
wohl endgültig festgestellt hat. Es war keine Luxusfabrik, vielmehr wurden Gebrauchs- 
waren für den geschmackvolleren Mittelstand hergestellt: meist Teller und Krüge, auf 
weißem Grunde mit ein par Farben dekoriert; Süchtige Architekturskizzen, einzelne Vögel 
oder Sprüche geben die Elemente der Dekoration. Bisweilen trugen die Krüge auch eine 
charakteristische grünblaue Glasur. Sehr häufig waren Tintenfässer in Kommodenform. 
Die Prunkstücke bestanden aus einigen Blumenvasen von niedriger Form - darunter 
eine weiße, möbelartige, mit plastischem Louis-Seize-Zierat - und einem Vogelbauer (das 
leider nicht mit zur Ausstellung gelangte). So wenig die Offenbacher „Porcelaine- 
Fabrique" mit andern aus der Umgebung Frankfurts, namentlich l-Ianau, zu konkurrieren 
vermochte, so gebührt ihr jetzt doch ein bestimmter Platz innerhalb der unendlich ver- 
zweigten deutschen Produktion. Man sieht wieder, wie reich und vielseitig diese gewesen ist. 
Ebenso brachte die Ausstellung einen Überblick über das Schaffen der speziell als 
Offenbacher zu bezeichnenden Maler. In 
der Gegenwart sind es die beiden Lipp- 
mann, von denen besonders der jüngere 
Karl Lippmann durch seine starkfarbigen 
leuchtenden Blumenstilleben und die Kom- 
positionsversuche mit arbeitenden Gärt- 
nern interessiert. Wichtiger aber war die 
Entdeckung eines Nazareners, der für die 
Kunstgeschichte bisher gänzlich verschol- 
len war. Leopold Bode zwar kannte man 
schon als einen Bildnismaler und Legen- 
denerzähler von hinlänglicher Qualität. 
Indessen tritt die Bedeutung dieses etwas 
posthumen Nazareners (der von 1831 bis 
x9o6 lebte und somit seine Ideale über- 
lebte) zurück hinter dem weit interes- 
santeren Wirken seines Vaters G. W. 
Bode.Die Berliner Jahrhundertausstellung Oifenbacher Fayence 

	        
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