MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 6)

28g 
dabei noch auf den Weltkrieg 
deutet, ist die eigentliche große 
Aufgabe des Künstlers. 
Die natürlichste Form wäre 
der Baum, nur fehlt ihm das 
Ewige. Aber Bäume, die doch 
Jahrhunderte bestehen können, 
mögen unter Umständen als ein- 
fachste Form eines Denkmals 
verwendet werden. Um sie vom 
Alltäglichen abzuscheiden, kann 
man sie mit einer Mauer um- 
schließen. Noch stärker und sinn- 
voller wirken sie, wenn man sie 
mit Wasser umgibt. Das Was- 
ser mit seiner lebendigen, sich 
verändernden und gegenüber 
allen Einflüssen empfindlichen 
Art bedeutet in diesem Fall das 
Leben; das innerhalb des Was- 
sers Liegende aber das vom 
Leben Abgesonderte, für sich 
Bestehende. Eine andere Form 
ist der Stein, wenn er nur nicht 
wie der Grabstein in den Erd- 
Eingang zu nebenstehendem Friedhof. Über dem Tor eine boden gerammt ist, Sondern 10S- 
Remßmmnung gelöst auf Füßen steht. Die Form 
des Denkmalsteins muß etwas 
zeigen, was ihm alle Schwere nimmt, etwas Emporsteigendes, Empor- 
schwebendes. Solche Formen sind: eine richtig abgemessene und richtig 
gesetzte Kuppel; eine hohe Säule, die den Blick auf das hinauflenkt, was 
sie oben trägt; ein Ständer, dessen Schwerpunkt hoch liegt, oder sonst etwas, 
was so gebildet ist, daß der Zusammenhang mit dem Boden zurücktritt. 
Scheinbar die einfachste Form des Denkmals ist eine Inschrifttafel, die 
Wiedergabe der Idee selbst. Sie aber zum Denkmal zu machen, nicht zur 
bloßen Ankündigung, ist eine sehr schwere Aufgabe. Inschrifttafeln werden 
nur dann zu Denkmalen, wenn sie sich von der Erde loslösen. Das Rahmen 
wird wichtig. 
Wichtig ist es auch zu unterscheiden, ob das Denkmal im Freien steht 
oder von I-Iäusern eingefaßt ist; wichtig sogar, ob das Denkmal auf bewach- 
senem Boden oder auf Pflaster steht. Im Freien hat sich das Denkmal gegen 
die Natur zu behaupten; schwierig ist diese Aufgabe und selten gelingt sie, 
weil der Maßstab der Natur dazu verführt, dem Denkmal einen unmöglichen 
Maßstab oder konstruktiv unmögliche Formen zu geben. Daher mag man das
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.