bisher unbeachtet gebliebenes
Alt-Wiener Porzellanstück aus
der Zeit um r73o: den hier
von beiden Seiten abgebildeten
zweihenkligen Deckel-(Olliem)
topf (Abb. 2 und 3). Seine zy-
lindrische Wandung und der
Deckel sind mit mythologischen
Darstellungen in Schwarzlot be-
malt; ebenso sind die beidenDel-
phinhenkel schwarz geschuppt.
Eine Pinie dient als Knauf, wie
er ganz ähnlich auch an der
Deckelschale mit Tigerhenkeln
in der Sammlung Karl Mayer
Abb. 3. Deckeltopf, Wiener Porzellan, um r73h (Petersburg, wiederkehg-t(abgebildetin def-en
Stieglitz-Museum) Veröffentlichung von Folnesics,
Tafel VI, 27).
Im Gegensatze zu den mehr malerisch breit behandelten Schwarzlot-
arbeiten landschaftlicherDarstellungen - wie sie die Kanne und der Krug der
Sammlung Karl Mayer, die aus der Sammlung Lanna in den Besitz des Erzher-
zog Rainer-Museums übergegangenen Kannen und viele andere zeigen -
herrscht in der Malerei des Petersburger Deckeltopfes mehr das Streben nach
plastischer Modellierung vor. Die Gestalten sind mit spitzem Pinsel scharf
umrissen, ebenso besonders auch die Räder des Wagens, selbst das Blatt-
werk der Bäume und die Schuppen der Delphine. Hierin macht sich der
Einfluß der Stichvorlage geltend.
3. Ein Alt-Wiener Porzellan-
kännchen in der übelgehaltenen
Rurnpelkammer des Peters-
burger Kunstgewerbemu-
seums auf der Morskaja
ist wichtig, weil es zu den
wenigen datierten Stücken
gehört (Abb. 4 und 5).
Nach Meißner Modell
geformt, ist es von gedrückt
bauchiger Gestalt, mit ohr-
förmigem Henkel und auf-
steigendem Ausguß mit
einem Vogelkopf. Derhoch-
gewölbte Deckel ist mit
mageren „indianischen"
_ _ ' Abb. 4. Wiener Porzellankännchen, 17:9 (Petersburg, Kunst-
Blattzwelgen, die Lelbung gewerbemuseurn)