denken. Ob F. A. Kuen vielleicht bei dem Entwurfe dieser den sonstigen
Durchschnitt der Bregenzer Goldarbeiten überragenden Arbeit etwa selbst
mitbeteiligt war, ob ihn vielleicht der Kaplan nach Wangen empfohlen hatte
und in welchem Verhältnis der Goldschmied J. G. Zwickle zu den beiden
Genannten stand, darüber oder über ähnliche Fragen wird uns vielleicht
einmal ein glücklicher Urkundenfund in Wangen oder Bregenz einigen
Aufschluß zu geben vermögen. Hoffentlich bietet dieser Aufsatz die An-
regung, den bislang noch völlig unbekannten Vorarlberger Silberarbeitern
und ihren Werken näher nachzuspüren.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBENM. VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN S0
EZESSION. Die Frühjahrsausstellung der Sezession zeigt jenes Festhalten an einer
malerischen Ausdrucksweise, welches erprobtes Können, aber kein fortschreitendes
Wollen bekundet. Wenn man die farbenbunten Kompositionen L. Gottliebs ausnimmt, so
erinnert nichts an die Gärungen und Strebungen, die heute wieder so viele Sezessionen
hervorgerufen haben. Angenehm wirkt das Vorwiegen mäßiger Formate der Werke, welche
auch inhaltlich allen sensationellen Wirkungen aus dem Wege gehen, dafür vielerlei intime
Genüsse bieten.
Die Freude an der Farbe und am breiten malerischen Aufbau wird vielfach gepiiegt
und eine vielseitige graphische Abteilung begleitet die Bilder und zeigt, wie dieselben
Künstler den Stift mit Freiheit und Temperament handhaben, die den Pinsel breit und
kräftig oder fein und geschmeidig führen. F. Kitt erfreut durch solche wohlgesümmte
Farbigkeit, die Klarheit und Einfachheit mit Kraft verbindet. Im Porträt weiß er starken
Eindruck auszuüben. Seine Zeichnungen sind nicht weniger reizvoll. E. Wagners Land-
schaften sind innige Lobgesänge auf die Schönheit der Welt, von einem Lyriker dar-
gebracht, der Feinheit der Naturbeobachtung mit Wärme und Intimität verbindet. U. Tichy
weiß in duftigen Aquarellen die Liebe zur heiteren sonnigen Strandnatur auszudrücken,
während H. Rösch seinen Sinn für die architektonische, ernste Größe des alten Wien mit
grauen, weichen, nur vom Dämmerlicht, aber nicht von der Farbe belebten Visionen
dokumentiert.
Auch in A. Nowaks Bildern aus der Grazer alten Bauwelt lebt der Sinn für die große
Baukunst der Vergangenheit und eine mehr zeichnerische als malerische Ausdrucksweise.
In seinen Bildern aus dem Schwarzenbergpark gelingt es Eck, die Stimmung des
barocken Wien herauszuholen. So leben viele Künstler von den Zaubern der Vergangen-
heit befangen, während sie die Erscheinungen der Gegenwart festzuhalten suchen, und
vielleicht ist es ein Ausdruck von Gegenwartsflucht, die so den Druck des Augenblicks zu
vergessen sucht.
L. Forstners große und kleine ornamentale Entwürfe zu musivischen Arbeiten in
Glas und Glassteinen erinnern an eine Zeit, die vorüber ist. Hier lebt noch der Stilismus
der ersten Zeit der Sezession im strengen, hochschlanken, farbenfrohen Flächenschmuck;
der Führer Klimt ist nun nicht mehr unter den Lebenden und seine Träume von einer
neuen Welt der farbigen, leuchtenden Schönheit leben nur mehr in seinem verstreuten
Werk und in einzelnen seiner Gefolgschaft.
Forstner hat im Mosaik und im bunten Glasfenster seinen Anteil am Bauwerk
erobert. Wann wird wieder eine Zeit kommen, die diese Schönheiten bei uns benötigt?
Daß aber der Künstler mit fester Hand und sicherem Blick auch aus der Not der
Zeit Gewinn zu schöpfen vermag, das zeigen die klaren reizvollen Zeichnungen, mit denen