ÜBER DIE ÄLTERE ZEUGDRUCK-INDUSTRIE
IN OSTERREICH 80' VON MORIZ DREGER-
WIEN Sie
CI-ION die Wahl des Wortes Zeugdruck-Industrie
in der Überschrift unseres Versuches soll eine
Beschränkung des Gegenstandes andeuten. Wir
wollen nämlich nicht über den Zeugdruck im all-
gemeinen - auch nur in Österreich - sprechen,
sondern uns auf jene Zeit beschränken, die ein
wirkliches Großgewerbe heranreifen sah. Es ent-
fällt dadurch für uns das ganze Mittelalter, das
sonst gerade in Österreich Beispiele von beson-
derer Schönheit des Stoffdruckes zurückgelassen
hatfi und überhaupt die ganze Zeit vor Kaiser
Karl VI.; allerdings werden wir die früheren Zeiten keineswegs außer acht
lassen dürfen, da die spätere Entwicklung ohne ihre Vorstufen nicht zu
verstehen wäre.
Bei unserem Gegenstande kommt noch dazu, daß bei ihm, wie kaum
bei einem anderen, wenigstens einiges Verständnis des Technischen nötig
ist und daß dieses Verständnis wieder nur durch Kenntnis der allmählichen
Entwicklung der verschiedenen Vorgänge erworben werden kann.
Wir wollen zunächst also einen Überblick über die Entwicklung der
Techniken bis zu jener Zeit geben, die für die Entfaltung der österreichischen
Zeugdruck-Industrie die maßgebende wurde, und wollen dann die Gründung
der wichtigsten österreichischen Unternehmungen ins Auge fassen. Doch
werden wir hiebei nur bis gegen die Mitte des XIX. Jahrhunderts vordringen,
da der Wandel des ganzen staatlichen, wirtschaftlichen und Verkehrslebens
zu dieser Zeit die aus äußeren Gründen nötige Umgrenzung unseres Themas
als eine natürliche erscheinen läßt. - Bemalen, Bedrucken und Färben der
Stoffe sind weder in alter noch in neuer
Zeit scharf voneinander zu scheiden; sie
gehen vielmehr eines in das andere über
und sind vielfach miteinander verbunden.
Das freie Bemalen oder Bedrucken von
Stoffen, bei dem nicht nebeneinander-
liegende Wiederholungen, sondern mehr
bildmäßige Wirkungen beabsichtigt sind,
entziehen sich begreiflicherweise unserer
Betrachtung. Und wir können hier nur
diejenigen Arbeiten und Arbeitsweisen
berücksichtigen, bei denen es sich von Abb. l. "Gßdwck" Ldnwind wd- zealänzt".
aus der Erxlebenschen Leinenwarenfabrik zu
3 Siehe R. Fnrrer: „Die Kunst des Zeugdrucks" (Straß- Landskron, 1808, 2 3 der wirklichen Größe
burg 1898), Seite 50. (Österreichisches Museum)
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