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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 1 und 2)

Schon im Jahre 1746 grün- 
deten die Kaufleute Köchlin und 
Schmaltzer und der Zeichner 
und Maler Dollfuß eine Kattun- 
druckerei, deren Vorstufen bis in 
das Jahr 1740 zurückreichenfi Sie 
arbeitete zuerst noch in der ein- 
fachen alten Art; durch die Ver- 
bindung mit einem Hamburger 
Drucker wurden aber große Ver- 
besserungen im Beizen und Fär- 
ben erzielt. Köchlin, Schmaltzer 
und Dollfuß trennten sich später 
und verbreiteten die Industrie 
auch über andere elsässische 
 
Abb. 46. „Gedruckter Möbel-Ziz", Kosmanoser Zitz- und __ _ 
Kanundruckerei (war auf der Wiener Ausstellung vom Jahre stadte- Weliefellfltemßhmllngßn 
1x35), gegen I, der wirklichen Größe (Österreichisches traten hinzu; doch   
Museum) hausen der wichtigste Sitz dieses 
Gewerbszweiges. Man betrieb den Druck von Indiennen, auch von Baum- 
wollmusselinen, Leinwand, Halbleinen und Seide. Der Weltruf der elsässi- 
schen Erzeugung beginnt aber mit Joh. Michael Haußmann, der imjahre 177 5 
eine Fabrik in Logelbach bei Colmar gründete. Haußmann war Chemiker bei 
Schüle in Augsburg gewesen, und dorther stammten nicht nur seine Erfah- 
rungen, sondern auch seine äußeren Mittel, da er Schüles Schwiegersohn 
geworden war. Haußmann trat nun neben Schüle und Oberkampf an die erste 
Stelle der ganzen festländischen Industrie auf diesem Gebiete. Besonders 
künstlerisch stand der elsässische Druck auf bedeutender Höhe und konnte sich 
dadurch auch zu einer Zeit erhalten, als England nach Aufhebung der Kon- 
tinentalsperre das Festland wieder mit seiner billigen Ware überschwemmte. 
Der schon wiederholt genannte Wilhelm Philipp Oberkampf war ein 
geborener Deutscher (aus dem Kurfürstentum Ansbach), dessen Vater schon 
Zeugdrucker war und als solcher in die Schweiz auswanderte. Der junge 
Oberkampf ging dann zu Köchlin und Dollfuß nach Mühlhausen und weiter- 
hin nach Frankreich, wo er, anscheinend im Jahre 1760, in Jouy bei Ver- 
sailles eine kleine Stoffdruckerei erichtete und sie trotz der schwersten 
Hindernisse in verhältnismäßig kurzer Zeit zu überraschender Blüte 
brachte." Seine Stoffe eroberten durch Wundervolle Zeichnung und Farbe 
die vornehme Welt und selbst den Hof Ludwigs XVI. Im Jahre 1783 erhielt 
die Fabrik den Titel einer „Manufacture royale". Und Oberkampfs Unter- 
nehmen wurde in jeder Hinsicht eines der großartigsten, das die Welt bis 
X Depierre, a. a. 0., Seite 43 ff. 
i" Es wird auch das Jahr 1758 als Gründungsjahr angegeben. Bis 175g waren die (Baumwolb) Druckstoße 
in Frankreich gesetzlich verboten; die tatsächlichen Verhältnisse scheinen den Gesetzen allerdings nicht 
entsprochen zu haben. Zu Oberkampf und überhaupt zur Geschichte des französischen StotTdruckes siehe auch 
Henri Clouzot „Le Metier de la Soie en France" (Paris X914), Seite XII Ff.
	        
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