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Dem Freunde des Kunstgewerbes wird das, was die Abbildungen und
der ausführliche Text über die Entwicklung der Truhenformen und das
Prinzip ihrer Verzierung an reicher Anschauung bieten, das Schubringsche
Werk über die Cassoni, das Anlaß und Stoff zu diesen Betrachtungen
gegeben hat, zu einer wichtigen Quelle der Belehrung und der Anregung
werden lassen.
Für das Studium des Kunstgewerbes wird die Verwendung von ein-
zelnen Gattungen der Schmucktechnik, wie die Verzierung von Truhen in
Stuck, in pastiglia dorata oder carta pesta, Gegenstand besonderer Auf-
merksamkeit sein. Wichtig scheint mir hier der Hinweis auf die Entlehnung
des Schrnuckstils der Truhen Nr. 16 und 17 von der Leinenbildweberei.
Es mag hierbei auch auf die nahe stilistische Verwandtschaft dieser
Darstellungen mit denen auf der berühmten, mit aufgedruckten Szenen
Bemalxer Cassone, Florenz, um 1400 (London, Vicmria-Albert-Museum)
aus der Ödipussage und dergleichen verzierten Tapete von Sitten (jetzt
in den historischen Museen in Basel und Bern) aufmerksam gemacht
werden. Die Zusammengehörigkeit dieser auch wohl gleichzeitig (um 1400)
entstandenen Bilder ist für das Studium der Truhen wie für die des
Stoffdruckes und die Geschichte des frühen Holzschnittes gleich wichtig. Es
ist auch wohl denkbar - ob für den vorliegenden Fall zutreffend, könnte
erst eine genaue Untersuchung lehren -, daß gewebte oder bedruckte
Stoffe unmittelbar auf Truhenwände aufgespannt und als Untergrund und
Vorzeichnung für die Bemalung benützt worden seien, wie man ja auch in
einzelnen Fällen (siehe die Nummern 728 bis 731) in der Lombardei Truhen
mit aufgeklebten und dann bemalten Holzschnitten verziert hat.
Nebenbei möchte ich einen Zweifel aussprechen, ob die Bach-
geschnittene, durch Vertiefen des Grundes neben der Zeichnung gewonnene
Schmuckform auf Truhen wirklich, wie Schubring Seite x 53 meint, aus dem
Norden (Tirol) sich in Venedig eingebürgert habe oder ob sie nicht vielmehr
auf eine Nachahmung orientalischer Vorbilder zurückzuführen sei. Die Ele-