[Breslau, 1891, Seite 24x] meint, daß die neueren Veränderungen den Gang der baulichen
Entwicklung nicht mit Sicherheit nachweisen lassen. Wenn man aber einen neuen Gesichts-
punkt hat, sieht man oft Neues. Übrigens spricht auch Lutsch [a. a. 0., Seite 232] von
den italienischen Baumeistern, die unter Herzog Georg Rudolf von Liegnitz [xöoz bis x653]
tätig waren, also gerade zu der Zeit, die dem erwähnten Liechtensteiner die nächste war.)
Dann wäre „Die Mariensäule auf dem Niederring" zu Troppau wegen ihrer engen
Beziehungen zur Wiener Mariensäule, die selbst bekanntlich wieder mit München
zusammenhängt, zu beachten. Es wird in den beigebrachten alten Urkunden (Seite x19)
das Wiener Werk geradezu als Vorbild gefordert. Man kann darum vielleicht auch auf
Zusammenhänge bei an dern alten Werken schließen, bei denen man in der Annahme eines
Vorbildes oft viel zu zimperlich ist.
Dann wären Notizen über den Troppauer Maler Dominik Klein zu erwähnen, von
dem ein Altarentwurf aus dem Jahre r744 auch im Bilde (Abb. g) gebracht wird.
Dr. E. W. Brauns „Kurze Übersicht über die Liechtenstein-Erinnerungsausstellung
im Kaiser Franz Joseph-Museum zu Troppau" wollen auch wir hier nur kurz behandeln;
denn wir dürfen hoffen, daß uns der um die Ausstellung im höchsten Maße verdiente
Verfasser trotz der gegenwärtig so schwierigen Verhältnisse die in Aussicht gestellte
größere Veröffentlichung in absehbarer Zeit schenkt, so daß wir dann, der Bedeutung der
Sache entsprechend, darüber berichten können. Schon jetzt wird der Leser aber durch
Brauns kurze Übersicht und die wenigen beigegebenen Bilder darauf aufmerksam gemacht,
welche Fülle künstlerischer, kultur- und allgemeingeschichtlicher Anregung und Auf-
klärung zu erwarten steht. Das Bildnis der Fürstin Anna Marie von Liechtenstein,
geborenen von Boscowitz, gehört zu den merkwürdigsten Trachtenbildern der Zeit um
das Jahr 1600. Aus etwas späteren Jahren wäre das Bildnis des Fürsten Hartmann
von Liechtenstein zu erwähnen. Ist dies Gemälde schon künstlerisch bemerkenswert, so
überwiegt bei anderen das rein Künstlerische. Amerling, Grassi, Kriehuber kann man in
sehr bedeutenden Werken kennen lernen. August Friedrich Oelenhainz, den Fürst Franz
Josef von Liechtenstein viel beschäftigt zu haben scheint, lernt man durch Bilder um 177 5
kennen, die zugleich eine Ergänzung zu dem Werke „Friedrich Oelenhainz, ein Bildnis-
maler des 18. Jahrhunderts" von L. Oelenheinz (Leipzig, 1907) bieten.
Sehr wichtig wird natürlich eine Übersicht über die zahlreichen Kunstwerke sein,
die von Mitgliedern des Hauses Liechtenstein bestellt, geschenkt oder erworben worden
sind oder sonstwie mit dem Hause in Verbindung stehen, eine Übersicht, die auf der
Ausstellung schon mit Erfolg versucht ist. Es bietet sich so ein wichtiges Stück Kunst-
geschichte der letzten Jahrhunderte; denn dieses wahrhaft fürstliche Haus hat dem alten
Deutschen Reiche und Österreich nicht nur eine Reihe von Staatsmännern und Kriegern
geschenkt, wie Fürsten Wenzel, den Erneuerer der österreichischen Artillerie unter Maria
Theresia, sondern immer auch Freunde und verständige Förderer der Kunst.
' M. Dreger
. . STERREICHISCHE WERKKÜLTÜRF Der Österreichische Werkbund hat
einen Überblick über seine Ziele und Leistungen in Bild und Schrift herausgegeben.
Die Hauptrolle spielt naturgemäß das reiche Bildmaterial, durch welches einerseits ein
großer Teil der künstlerischen Werkbundmitglieder, anderseits die ausführenden Betriebe
und, wo beides vereint ist, die Werkkunst als Einheit repräsentiert ist. Die Anordnung des
Ganzen wird durch den Text von Max Eisler gegliedert und geklärt. Er spricht von den
Zielen des Werkbundes und von den Kräften und Mitteln, welche die Erreichung dieser
Ziele erstreben, von den Künstlern und den Kunstschulen, von den Erzeugern, den Aus-
stellungen, von Händlern und Käufern.
Es ist ein stattliches Material, das hier zusammenkam. Die Arbeit im Sinne der
Werkbundziele hat in Österreich schon mächtig eingesetzt, lange bevor wir eine eigene
"k Kunstverlag Anton Scbroll ä Co., Wien.