seines Stifters dienen sollte. Es ist, wenn nicht alle Anzeichen trügen,
die Pfarrkirche zur seligsten Jungfrau in Hietzing, die zur Zeit Kaiser
Maximilians bloß als „Capella Beatae Virginis" erwähnt wird": In der im
Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrten Reichsregistratur Kaiser
Maximilians I. findet sich nämlich im Bande B. B., der die kaiserlichen
Erlässe für das Jahr 1518 enthält, auf fol. 498a folgender Eintrag": „Lau-
renntzen Sawrer Vitzthumb in osterreich etc. ist bevolhen worden, daz Er
auff vnnser lieben frawen Altar zu I-Iyetzingen ain taffl auff den Vordern
altar nach zimlichen dingen biß an die funfftzigkh gld. Rh. machen lassen
soll. Datum Kauffpeurn am IItag octobris Anno etc. im XVllllen."
Der Besteller dieser „Tafel" ist der Kaiser selbst. Besitzen wir auch
sonst keine Beweise seiner Fürsorge für das Hietzinger Kirchlein, so wäre
doch in dieser Stiftung eines Habsburgers nichts Außergewöhnliches zu
erblicken, da die guten Beziehungen des I-Iietzinger Gotteshauses zur
Herrscherfamilie weit zuriickreichen. Schon am 21. Dezember 1340 stiftete
die Herzogin Johanna, die Gemahlin Albrechts des Weisen, zu Hietzing auf
dem dortigen St. Brigitta-Altar eine ewige Messe und kam selbst häufig
hinaus, um daselbst ihr Gebet zu verrichten. Im Jahre 1460 bestätigte dann
die Kaiserin Eleonore, die Gemahlin Friedrichs III., diese Stiftung und ver-
mehrte sie noch aus eigenen Mittelnfii" Man kann darum annehmen, daß
diese Vorliebe für die Hietzinger Kapelle auch späterhin im Hause Habs-
burg traditionell geblieben sei.
Wem die Anfertigung der Tafel übertragen werden sollte, wird in dem
Befehl an den niederösterreichischen Vitztum Laurenz Saurer nicht gesagt;
aber mancherlei Umstände weisen auf die Person Bernhard Strigels hin.
Ehe der Kaiser im Jahre 1518 nach Kaufbeuren kam, wo er vom
30. September bis 8. Oktober verweilte, hatte er sich zweimal in Memmingen
aufgehalten: im Juni und im September, also kurz bevor er jenes Mandat
an Saurer erließ. Gerade damals beschäftigte er sich, wie Robert Vischer
ausfiihrtj besonders eifrig mit Kunstangelegenheiten, ließ sich am 28.Juni
zu Augsburg von Albrecht Dürer porträtieren und verkehrte auch mit Hans
Burgkmair und anderen Künstlern der Reichsstadt.
Sollte da - während des Memminger Sejours - nicht auch Meister
Strigel zu ihm Zutritt gefunden haben, er, der sich zwei Jahre darauf in der
Inschrift auf der Rückseite des Cuspinian-Bildes öffentlich rühmte, er sei „solus
edicto Caesarem Maximilianum ut olim Apelles Alexandrum pingere iussus"?
i" Vgl. über die Geschichte dieses Gotteshauses Dr. Wolfgang Pauker, Die Pfarrkirche von Hietzing
(Separutabdruck aus der Zeitschrift „Alt-Wien", Wien 1899) und desselben Verfassers „Regesten zur
Geschichte der Pfarre Hietzing" (Separatabdruck aus dem „Vaterland", Wien 1898), ferner Österreichische
Kunsttopographie, Band II: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. bis XXI. Bezirk), bearbeitet von Dr. Hans Tietze,
Wien 1908, pag. 60 5., und Topographie von Niederösterreich, IV. Band (Wien 1895), Artikel Hietzing, pag. 149.
"i" Ein Regest dieser Urkunde im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses, Band l (1583), pag. LXXIV, Regest Nr. 475.
"W Vgl. Pauker, Regesten zur Geschichte der Pfarre Hietzing, pag. 16, und A. Mayer, Maria Hietzing, in
Blätter für Landeskunde von Niederösterreich, I. Jahrgang (1865), pag. 77.
1- Vgl. Robert Vischer im Jahrbuch der königlich preussischen Kunstsammlungen, Band VI (1885),
pag. 48 f.