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ANMERKUNGEN ZU DREI NAPOLEONISCHEN
GEGENSTANDEN IN DER WIENER KAISER-
LICHEN SCHATZKAMMER Sie VON ARPAD
WEIXLGARTNER-WIEN 50'
NTER den Kostbarkeiten der Schatzkammer des
österreichischen Kaiserhauses schließen sich die
Gegenstände, die unmittelbar und mittelbar auf
Napoleon I. zurückgehen, zu einer Gruppe zu-
sammen, die den Freund der Geschichte und den
der Kunst gleicherweise anzieht. Diese Gruppe,
deren künstlerisches Hauptstück die Wiege des
Königs von Rom bildet, zu der aber auch die
etwas ans Theater erinnernden Insignien, die 180 5
in Mailand bei der Krönung Napoleons zum König
von Italien verwendet wurden, gehören, ist in der jüngsten Zeit erfreulicher-
weise um zwei wertvolle Gerätschaften aus dem ehemaligen Besitz der
Kaiserin Maria Luise vermehrt worden. Dieser Umstand und die Möglichkeit,
ein paar bisher unpublizierte Urkunden, die sich mit der Wiege des Königs
von Rom befassen, weiteren Kreisen mitzuteilen, gaben den Anlaß zu der
vorliegenden kleinen Veröffentlichung.
Die beiden neu hinzugekommenen Gegenstände, ein Waschgefäß in
Gestalt eines von einem Dreifuß getragenen Beckens und eine Kassette, sind,
jetzt in der Schatzkammer, nicht zum erstenmal der allgemeinen Besichtigung
zugänglich. Sie dienten schon der Wiener Kongreß-Ausstellung im Jahre 1896
zur Zierde und wurden auch in dem 1898 erschienenen Sammelwerke „Der
Wiener Congress", das das auf jener Ausstellung angehäufte Material
wissenschaftlich verwertet, besprochen und abgebildet (Seite x43, 145 und
146 und Tafel XXXVII). Beide Gegenstände gehörten damals dem Erzherzog
Leopold, der sie auf seinem von Theophil Hansen 1856 bis 1880 neu
erbauten Schloß Hernstein in Niederösterreich aufbewahrte. In dem großen
Werke über das Schloß sind der Dreifuß und die kleine Truhe nicht nur im
Text erwähnt, sondern auch bildlich dargestellt. Der Dreifuß, der im Rauch-
zimmer des Schlosses stand, wird in der Publikationl ein „pompejanischew
genannt, und es heißt dort von ihm, daß ihn „seinerzeit die Stadt Mailand
dem Kaiser Napoleon I. und dessen zweiter Gemahlin, der Kaiserin Maria
Luise, nach der Geburt des Königs von Rom zum Geschenke gemacht hat".
Über die Kassette wird gesagt: „Auch ruht hier" (im Empfangssaal des
Schlosses) „auf einem Gestell die Schmuckkassette der Kaiserin Maria
Luise, mit grünem Samt überzogen und mit goldenen Bienen besetzt.
x Hernstein in Niederösterreich. Mit Unterstützung des Herrn Erzherzogs Leopold herausgegeben von
M. A. Becker. Wien 1882 bis 1888. III. Teil, x. Halbband, Wien 1888: Wenzel Schaffer, Das neue Sehloß Hem-
stein, Baugeschichte und Beschreibung, Seite 75.
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