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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 10)

Erscheinung bestehen. Sie verband Reinheit der Gesinnung mit einer Begeisterung, die 
auch innerhalb der engen Grenzen einer von überragenden Vorbildern abhängigen Arbeits- 
weise sympathisch bleibt. Die Porträtarbeiten ihrer ersten Zeit lassen fast bedauern, daß 
die Künstlerin ihre feine Beobachtung und subtile Darstellungsweise schließlich ganz in den 
Dienst der religiösen Kunst stellte, für die ihr Talent wohl nicht bedeutend genug war, um 
wirklich Größeres und Selbständiges hervorzubringen. Der Text legt das Hauptgewicht auf 
das Seelenleben der Künstlerin, das aus Tagebuchblättern und ihren Werken deutlich spricht. 
IE ABTEIKIRCHE ZU SEITENSTETTEN. "i In einer handlichen Broschüre 
hat Pater Martin Riesenhuber O. S. B. eine Baugeschichte und Baubeschreibung 
jener Kirche gegeben, welche der Benediktinerabtei zu Seitenstetten in Niederösterreich 
von xxrö bis 1916 als Abteikirche zugehört. Es ist eine jubiläumsschrift, welche 800 Ent- 
wicklungsjahre überschaut und anläßlich der letzten Kirchweihe des renovierten Gottes- 
hauses (1916) für dieses und für den Bestand der Abtei während eines ungefähr gleichen 
Zeitraumes (seit um) als bleibende Erinnerung dienen soll. Sie ist durch Baupläne und 
photographische Aufnahmen illustriert und bietet zahlreiche urkundliche Beiträge, welche 
die einzelnen Phasen der Entwicklung des Baues beleuchten. „Weder bedeutende Raum- 
verhältnisse noch einen erhebenden, wahrhaft schönen Gesamteindruck, noch kostbare 
Einrichtungen darf man ihr eigen nennen" sagt der Verfasser von der Kirche. „Wer das 
Liebfrauenmünster im Trefflingtale durchschreitet, dringt ein in dessen kunstgeschichtliche 
Entwicklung, die so viele Jahrhunderte umfaßt, und liest aus der Gestaltung der Bauteile 
und aus den Formen der verschiedenartigen Einrichtungsstücke wie in einer uralten Hand- 
schrift, in der an vergilbte Blätter neuere gereiht wurden." Es ist also vorwiegend kunst- 
und kulturhistorisches Interesse, das der Bau erweckt und die Besprechung in mannig- 
faltigen Nachweisungen befriedigt. Sie verfolgt die frühe mittelalterliche Entstehungszeit 
und den späteren Ausbau, die Renovierungsabsichten späterer Zeiten und die Eingriffe 
und Veränderungen, welche Baukörper und Innenraum erlitten. Damit sind Zeitdokumente 
gegeben, die interessant sind, wie die Erzählung von jenem Abt, der die gotischen Rippen, 
Dienste und Kapitäle wegschlagen ließ, um antikisierende Lisenen, freie Stuckornamente 
an deren Stelle anbringen zu lassen. In der Liste der Künstler und Handwerker, die Berater 
und ausführende Organe waren, fehlen bedeutende führende Persönlichkeiten. Die Werk- 
leute sind nur die Werkzeuge der Bauherren, deren Willen sie nach ihrem Können zum 
Ausdruck bringen, wobei sie keine hervorragende eigene Baugesinnung oder Künstlerschaft 
zu betätigen haben. 
Darum spiegelt sich auch jene durchschnittliche Begabung wider, die ja in ver- 
schiedenen Perioden verschieden hoch war, wie sie von Provinzmeistern repräsentiert zu 
werden pflegt. Aber weil eben immerwährend das Bedürfnis Veränderungen verschrieb 
oder die Prunkfreude, die Geschmackswandlung solche wünschte, so ist das Antlitz des 
Baues ein vielgestaltiges und vielsagendes geworden, das historische Studien lohnt. 
Die Denkmalpflege und Baugeschichtschreibung begrüßen solche Beiträge stets mit 
dankbarem Beifall. H. F. 
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER- 
REICHISCHEN MUSEUM so 
ÜSZEICHNUNG. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
Entschließung vom 16. Oktober d.]. dem Diener am Osterreichischen Museum Franz 
Kaltenbrunner anläßlich der erbetenen Übernahme in den dauernden Ruhestand das 
Silberne Verdienstkreuz mit der Krone allergnädigst zu verleihen geruht. 
"' Verlag der „ReichsposW, Wien.
	        
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