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alte Weib erfreut sich eines großen Ansehens. Spuren ehemaligen matriarchalischen
Lebens sind noch jetzt zu erkennen. So tritt der Mann bei der Eheschließung ans der
Sippe seiner Eltern in die seiner Frau über. Auch vön ihrer verschollenen Urreligion
seien einige dunkle Züge erwähnt. Sie
glauben, die Erde bestehe seit aller
Ewigkeit und sei die Hervorbringerin
alles Guten. Von Gott (äol, äavsl,
haben sie nur unklare Begriffe. Sie
glauben an Teufel (bongi), Hexen und
Krankheitsdämonen, Erd-, Berg-
und Wassergeister (plluvim. üsSnlji,
i>iv-mi), gute und böse Feen (urmo).
Im Jenseits setzen die Geister ihren
diesseitigen Zustand fort. Bei den
Todten wird geschworen,
ihre Gräber werden besucht.
Die eigenthümliche und
geheimnißvolle, interessante
und romantische Rasse der
Zigeuner ist durch ihre von
den westlichen Völkern ganz
abweichende, primitive und
Zeltzigeuner und Zigeunerin. absonderliche Lebensweise,
ihren nnbezwinglichen Frei
heitstrieb und ihre beängstigende Geheimthuerei ein Hanptelement der romantischen
Poesie geworden, ehe noch Jemand ahnte, daß die Zigeuner selbst eine werthvolle
eigene Poesie besitzen. Der Zigeuner liebt das Lied nicht wenig. Auf seinen ziellosen
Wanderungen, in der Trägheit des Zeltlebens hat er Zeit zu singen. Mit Gesang kürzt
er sich den Weg, verlängert er sich die Rast. Der Lerche gleich, grüßt er den Morgen