Eine Neuauflage von Graesse-jaennickes „Führer für Sammler und Liebhaber . . von
Antiquitäten" liegt vor uns. Wenn ein Buch in verhältnismäßig kurzer Zeit fünf Auflagen
erreicht, so darf man wohl das vielmißbrauchte Wort, daß es einem allgemein gefühlten
Bedürfnisse entspricht, mit Recht anwenden. Ein anderes Werk von Graesse und Jaen-
nicke, der „Führer für Sammler von Porzellan und Fayence, Steinzeug, Steingut usw.",
neubearbeitet von Professor Dr. G. Zimmermann, hat es inzwischen allerdings sogar schon
auf vierzehn Auflagen gebracht." Dieser große Erfolg beruht zum Teile wohl darauf, daß
in diesem Werke ein besonders umfangreiches und beliebtes Gebiet der Sammlertätigkeit
behandelt wird, aber wohl auch in inneren Vorzügen der Arbeit. Es ist bezeichnend, daß
man gerade bei diesem „Fiihrer" auf Einleitungen und Namenslisten (technische und
historische Bemerkungen) verzichtet hat, während sie in dem andern Buche Graesse-
Jaennickes einen breiten Raum einnehmen. Wir konnten die verschiedenen Einleitungen
natürlich nur zum Teil nachprüfen, haben aber jedenfalls den Eindruck erhalten, wie
schwierig es ist, hier wirklich Nützliches zu bieten. Wir glauben, daB das Werk sich um
so brauchbarer erweisen wird, je mehr man das Schwergewicht auf klar übersichtliche
Tabellen legt. Da die Keramik in dem zuerst genannten Führer ausgelassen, also jedenfalls
das andere Graessesche Buch als zugehörig gedacht ist, wird sich eine Ausgestaltung im
Sinne dieses keramischen Führers doppelt empfehlen. Dreger
LANDERN UND BRABANTH" VON ROLAND ANHEISSER. Dreißig
Städtebilder und Landschaften, nach Radierungen von Roland Anheisser reproduziert
und von Ludwig Volkmann mit kurzem Text begleitet, bieten ein übersichtliches An-
schauungsmaterial. Es ist aus jenen alten Kulturstätten geholt, die jedem Freund der
niederdeutschen Baukunst, der malerischen Nordseeküste nahestehen. Es ist ein Bilder-
buch gegenständlicher Art, von erzählenden Zeichnungen mit der Radiernaclel, welche
Städtebilder und Bauwerke festhalten, die zumeist vernichtet sind. Das Meiste ist häufig
geschildert worden und doch wird gerade jetzt, wo es verloren scheint, der Wunsch
lebendig, daß alles zusammengetragen wird, was eine Erinnerung an das Zerstörte wach
erhält. In diesem Sinne ist die Zusammenstellung nützlich und verdienstlich und wird
ihre Freunde finden. Den Schätzern des darstellenden Künstlers bietet sich eine Übersicht
über einen Teil seines radierten Werkes. Denjenigen, die von deutscher Barbarei sprechen,
mag sie ein Zeichen der Pietät sein, mit der gerade Deutschland und seine Künstler stets
den stammverwandten Meistern der Vergangenheit warme Verehrung entgegengebracht
haben. H. F.
EHRBUCH DER RELIEFPERSPEKTIVE" VON STUHLMANN. Der
Verfasser Schulrat a. D. Professor Dr. A. Stuhlmann hat als Lehrer der Hamburger
Gewerbeschule die Perspektive des Reliefs seit 1865 gepüegt. Nun bringt er seine Studien
in Buchform gesammelt heraus. Sie sind auf mathematischer Grundlage aufgebaut, als
stufenmäßiger Lehrgang mit zahlreichen Übungsaufgaben versehen. In diese einzugehen,
erfordert eine entsprechende Vorbereitung durch Kenntnis der darstellenden Geometrie
und Übung in geometrischen Konstruktionen. Das ist selten Sache der bildenden Künstler,
weshalb dieser Lehrgang wohl vorwiegend von denen benützt werden dürfte, welche sich
gerne mit dem theoretischen Studium der Perspektive befassen.
Inwieweit die theoretische Perspektive gerade beim Relief durch die gefühlsmäßige
Abschätzung verdrängt wird, ist Sache einer mehr oder weniger starken künstlerischen
"' „Kunstgewerbliche Altertiirner und Kuriositäten. Führer für Sammler und Liebhaber . . . begründet von
Dr. J. G. Th. Graesse, fortgeführt von F. Jaennicke, 5. Aulhge, bearbeitet von Franz M. Feldhaus." (Berlin,
1916, Rich. Carl Schmidt A Cie.)
' "K lm selben Verlage, 1916.
w" Druck und Verlag Breitlmpf und Härte], Leipzig, igxG.
" Hamburg, Verlag von Boysen und Maasch.
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