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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 11 und 12)

wohl in Treibarbeit ausgeführten sitzenden nackten weiblichen Figur im 
Rund. 
Die Handzeichnung des Concz Welcz gehörte bisher zu den zahlreichen 
ungelösten Rätseln auf dern Gebiete der deutschen Renaissancekunst. Der 
Künstler war ebensowenig zu lokalisieren wie etwa der Goldschmied 
Nikolaus Weiler, dessen gestochenes Selbstporträt aus dem Jahre 1576 den 
Meister in reicher Gewandung bei der Arbeit in seiner Werkstätte zeigt." 
Urkundlich ließ sich Concz Welcz nicht bestimmen, auch ausgeführte Gold- 
schmiedewerke mit einem seinem Namen entsprechenden Punzen C W sind 
aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts keine erhalten. Entsprechend 
der künstlerischen Bedeutung der Zeichnung dachte man wohl an Augsburg 
oder Nürnberg, doch ließen hier alle vorhandenen Behelfe im Stiche. Der 
Zeichner war zweifellos ein Künstler, der mitten im modernen künstlerischen 
Fühlen und Schaffen seiner Zeit gestanden haben muß, und es liegt nahe 
anzunehmen, daß er seine Lehrjahre in einer Nürnberger oder vielleicht 
eher noch in einer Augsburger Werkstätte zugebracht hat. Darauf läßt die 
völlige Vertrautheit mit der neuen antikischen Art schließen. Den bekannten 
Goldschmiedezeichnungen des Baseler Museums, die Haupt kürzlich mit 
Flettner in Verbindung gebracht hat, stehen sie - abgesehen von der durch 
lokale Umstände oder besondere Bestellung bedingten Bergwerksdarstellung 
- stilistisch nahe und diese wiederum dürften aller Wahrscheinlichkeit nach 
in Augsburg entstanden sein. 
Den einzigen Weg zur richtigen Erkenntnis schien mir das lebendig 
geschilderte Bergwerk am Fuße des Welczschen Pokales zu bieten. Es 
konnte doch wohl nur ein Ort in Betracht kommen, an dem der Bergbau 
auf Erze in jener Zeit besonders blühte. Allerdings gab es gerade damals 
nicht wenige bedeutende Stätten, die in Frage gezogen werden konnten, 
zum Beispiel Hall in Tirol, Kremnitz in Ungarn, die Bergstädte im Erz- 
gebirge, unter denen in erster Linie St. Joachimsthal zu nennen ist, aber 
auch an Süddeutschland, an Elsaß, den Breisgau und die Schweiz mußte 
man denken. Goldschmiedearbeiten mit Bergwerksszenen sind uns übrigens 
ziemlich viele aus dem XVI. und XVIII. Jahrhundert erhalten. Rosenberg 
hat sie in seiner „Geschichte der Goldschmiedekunst auf technischer Grund- 
lage, Einführung" (Frankfurt am Main 1910), Seite 11, aufgezählt, dabei 
allerdings das künstlerisch wertvollste Werk, den Nürnberger I-Iolzschuher- 
Pokal, nicht angeführt, den Lange in seinem Flettner-Werk publiziert und 
diesem Meister zugeschrieben hat. Auch der schöne Doppelpokal des 
Wiener Hofmuseums, die früheste Goldschmiedearbeit dieser Art, ist nach- 
zutragenfk" letztere steht übrigens der Art des Concz Welcz nicht ferne. 
Es gibt unter den zahlreichen so ansprechenden sogenannten „Miscella- 
neenmedaillen" der deutschen Renaissance eine große Gruppe von religiösen 
" Besprochen und abgebildet bei Hans Bösch in den „Mitteilungen aus dem Germanischen National- 
museum", 1894. Seite 114 ff. 
i" Abgebildet J. von Schlosser „Kunst- und Wunderkamrner der Spätrenaiasance", 1908, Seite 5x, Abb. 29 
links und rechts.
	        
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