benützt wurden. So wurden aus der Sammlung des bekannten Architekten
Karl König im Mai 1917 bei Gilhofer 8c Ranschburg in Wien zwei Elfen-
beinreliefs versteigert (Katalog Nr. 169, 170, Tafel XV) mit der Darstellung
der Entdeckung des Fehltrittes der Kallisto und einer von einem Faun be-
lauschten schlafenden Venus, von denen die erstere sich als die Kopie einer
deutschen Gußplakette der Spätrenaissance erweist. ,
Als das letzte kleinplastische Werk aus dem Nostitzschen Kunstbesitze
sei die entzückend modellierte Terrakottagruppe zweier Putten mitgeteilt
(Abb. 21), die mit einem jungen Lamm spielen. Die liebenswürdige, feine
und graziöse Darstellung gehört nach der meisterhaften Komposition und
Durchbildung zu den besten Werken des späten französischen Rokoko und
dürfte wohl als ein Werk des Jean Baptist Pigalle (1714 bis 1785) anzu-
sprechen sein. Man vergleiche nur die reizende kleine Marmorskulptur des
Louvre, das sitzende Kind mit dem Käfig, das dieser Meister um 1750 für
den Schatzmeister Ludwigs XV., Paris-Marmontel, geschaffen hat (photo-
graphiert Giraudon, Paris).
DAS MÄRKISCHE MUSEUM ZU BERLIN 50'
VON KURT FREYER-FLENSBURG 5b
ASS der Freund einer feineren und geschlossenen
geistigen Kultur Berlin nicht liebt, weil er hier
nur den stillosen Mechanismus der modernen
Großstadt sieht, beruht, soviel Grund dieses Urteil
haben mag, doch zum Teil auf Unkenntnis. Gewiß
vermag Berlin sich nicht mit Stätten alter, reicher
Kultur wie Wien und Prag, Augsburg und Dresden,
Lübeck und Danzig zu vergleichen. Sein Stadtbild
hat fast durchwegs das Gepräge des Zweckhaften,
, während das künstlerisch Gestaltete an Straßen
und Plätzen nur selten, in einzelnen Einsprengseln
wirksam ist. Aber doch würde man, geht man darauf aus, manches Bauwerk
finden, das eine hohe Kultur vergangener Epochen bezeugt, manches auch,
das jenes Gute der Vergangenheit in die Gegenwart glücklich fortführt.
Dann käme man auf die Frage, die der Fremde hier zumeist vergißt, ob
nicht auch diese Stadt ein eigenes, geschichtlich erwachsenes und umgrenztes
Wesen habe. Man würde sich dem Gebiet, dessen Mittelpunkt diese Stadt
ist, der Mark Brandenburg, zuwenden und würde hier, weit mehr als in der
Hauptstadt selbst, durch zahlreiche alte Stadtanlagen und Bauwerke von
einem Bezirk, dessen Kultur besonders im Mittelalter in hoher Blüte stand,
Kunde erhalten. Wie aber kann man die hierdurch gewonnenen Andeutungen
vervollständigen? Wie den so geschaffenen Rahmen mit einem deutlichen
Bilde ausfüllen? Wo erfährt man etwas von den sonstigen Zeugnissen der