geplanten Standort, einige Willkür erkennen lassen. Sehr gut läßt sich
an dieser Bronze beobachten, wie Gerhard die Augen behandelt. Im
Gegensatz zu Adrian de Vriesx und wohl auch zu Bologna sucht er stets
die Iris des Auges durch ein Loch plastisch darzustellen, strebt also auch
hier nach einer rein malerischen Wirkung. Durch die tiefe Unterhöhlung
des unteren Augenrandes und das Herüberziehen des oberen Augenlides,
das nicht in einem Winkel mit dem unteren zusammenstößt, erreicht
er eine größere Beschattung und damit ein stärkeres Hervortreten der
Augenpartien. Die mit großer Sorgfalt und Akkuratesse ausgeführte Model-
lierung aller Teile, namentlich der Schmuckstücke, Locken und des Ge-
üeders der Flügel, erhöht die anziehende Wirkung dieser Bronze.
i Ähnlichen dekorativen
Zwecken dienten die knienden,
Standarten haltenden Krieger
(Abb. g) und die Löwen," bei
denen daherauf die sorgfältige
Durchbildung des Omamen-
talen besonderer Wert gelegt
ist. Die prunkvollen Rüstungen
imfranzösisch-italienischenGe-
schmack, die Phantasiehelme
mit den Greifen und Hippo-
gryphen, allesist bedeckt, doch
nicht überladen, mit fein stili-
sierten groteskenartigen Zier-
formen (Akanthusranken, die
aus Blütendolden hervorwach-
sen, Löwenköpfe, Fratzen,
Drachen, Tritonen, Seeweib-
chen und anderes), die ein im
Norden ungewöhnliches Ver-
ständnis für den reinen Adel
des Renaissanceornaments ver-
" Buchwald, „Adriane de Vries",
Leipzig 1899, Seite 3c; vgl. Seite 96.
i" Nur je ein Paar der Trabanten und
Löwen ist von Gerhard selbst modelliert,
und zwar, wie an der besseren Ausführung
zu erkennen ist, die beiden der Eingangstiire
zunächst aufgestellten Wächter und von den
Löwen die beiden, die das der Preisingstraße
gegenüber gelegene Residenzxor bewachen.
Die anderen hat Pallago im Anschluß an
Gerhards Vorbilder geschaßen. Vgl. K. Traut-
mann in „Monatsschrift des historischen
Vereins von Oberbayern", V, 1896, Seite l 1B,
Abb. 18. Hubert Gerhard, Engel in der Michaelskirche zu Nagler, „Künstlerlexikonä XL, Seite 462,
München und Ree, a. a. 0., Seite m6.