trägt ein Ruder. Colvin versetzt das Blatt ungefähr in das Jahr 1525. Wir
müssen natürlich von einer stilistischen Nebeneinanderstellung absehen, da
das Prager Buchsrelief unter der Hand und dem Schnitzmesser seines Meisters
sicherlich Abweichungen von der Vorlage erlitten hat, aber in der Haltung
und der Eriindung der beiden Vorwürfe lassen sich doch Analogien erkennen,
auch das Haar der beiden Figuren auf der Londoner Zeichnung flattert ähnlich
in einzelnen Strähnen vom Kopfe weg.
Bei dem jetzigen Stand unseres Wissens von der Kleinplastik der
deutschen Frührenaissance kann man schwerlich schon einen bestimmten
Meister für das Buchsrelief vorschlagen, am nächsten kommt demselben
vielleicht noch die Art des Christoph Weiditz, den kürzlich Georg Habicht
schärfer vor uns hingestellt hat.
Ein zweites kleines Buchsrelief (Abb. 5) mit der Darstellung der Domen-
krönung Christi ist in mehrfacher Richtung äußerst interessant. Das rechts
oben in der Ecke sichtbare Monogramm Dürers ist natürlich in keiner
Weise authentisch, sondern
wurde später eingeschnitten.
Gustav Glück weist in seinem
wertvollen Aufsatze „Fälschun-
gen auf Dürers Namen aus
der Sammlung des Erzherzogs
Leopold Wilhelm"? darauf
hin, daß in alten Inventaren
und Verzeichnissen sehr häufig
plastische . Arbeiten Albrecht
Dürers erwähnt werden, so auch
in der dieses Erzherzogs, die
heute nicht mehr nachweisbar
sind. Wir haben nun heute wohl
allgemein die Überzeugung,
daß Dürer auch in Holz oder
Stein geschnitten hat - das
beweisen seine Medaillen, dann
der weibliche Rückenakt, der
früher bei Felix war und jetzt
in der Pierpont Morganschen
Sammlung sich befindet, end-
lich auch die Notiz im Nieder-
1' „Jahrbuch der königlich preußi-
schen Kunstsammlungen", 19:3; „Archiv f}:
Mednilleu- und Plnkettenkunde": x. Die
deutschen Medailleure des XVI. jahrhunderts,
Seite 30 bis 35.
""' "Jahrbuch der kunsthistorischen
Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser- Abb. 7. Buchsrelief mit den Aposteln Petrus und Paulus, Augs-
hllllei", Xxvm, Seite z. burg, vom Meister E, 1522 (Galerie des Grafen Nostitz in Prag)