geplündert worden, trotz der hohen Strafen, die
auf solchem Sakrileg standen; im Meisterver-
zeichnis ist einmal 1661, bei dem Namen des
Zapfenmachers Antoni Götsch notiert: „ist erheet
worden (aufgehängt): hat gestohlen Epitaphium".
Das unerfreuliche Werk von Bösch-Gerlach,
das auf wissenschaftlichen Wert keinen Anspruch
machen kannf" enthält von den Meistergräbern
nur eines, nämlich das verhältnismäßig belang-
lose des Veit Hoffmann (Tafel 48, 4). Bei einer
systematischen Sichtung des gesamten Materials
wird man aber jedenfalls zum Teil von dieser
Gruppe auszugehen haben. Manche der Rot-
schmiedepitaphien sind zwar notorisch nicht von
dem in der Grabschrift genannten Meister aus-
geführt worden, wie das Beispiel der von Johann
Jakob Schmidt signierten Gedenkplatte des Johann
Fleischmann beweist. In anderen Fällen, wie
bei dem von Trechsel (Seite 635) beschriebenen
Epitaph des Benedikt Wurzelbauer, wird jedoch
an der Eigenhändigkeit nicht zu zweifeln sein.
Bösch konnte im Jahre 1891 noch den Satz
niederschreiben: „von der Mitte des XVII. Jahr- Abb. a.
hunderts an verlieren die Epitaphien an Bedeu-
tung". Das war eine groteske Verkennung des
Sachverhalts. Die Glanzleistungen eines Sebastian Denner, die selbst mit
dem im vornehmen Antiquitätengeschmack Deutschlands noch immer
herrschenden belgisch-französischen Qualitätsbegriff zu umfassen sind,
datieren erst seit jener Zeit und stellen manches in den Schatten, was das
Barock sonst aus Bronze geschahen hat.
Wenn diese Meisterwerke in der Kunstge-
schichte einen Platz neben Andreas Schlüter
nicht fanden, liegt das daran, daß das Interesse
der Nürnberger Forschung früher in der Dürer-
Zeit aufging. Lediglich der Vischer-Periode
entnahm man den Maßstab zur Wertung der
ganzen Gattung der Messingepitaphien. Zwei-
fellos wird die Praxis der Gegenwart gerade
bei den Inkunabeln vom Anfang des XVI. jahr-
' hunderts anknüpfen müssen, bei jenen Gedenk-
platten, die mit knappester Fassung der Grab-
schrift und ausdrucksvoller Kürze in der bild-
tl Zur Charakteristik: ein Epitaph versehentlich zweimalrepro-
Abb. 4. Schraubenkopf, XVLJahrl-iunden duziert.