KLEINE NACHRICHTEN Sie
IE DEUTSCHEN RENAISSANCEPLAKETTEN DER SAMMLUNG
ALFRED WALCHER RITTER VON MOLTI-IEIN IN WIEN
hat kürzlich der rührige und kenntnisreiche Direktor des Kaiser Franz Joseph-Museums in
Troppau, Dr. Edmund Wilhelm Braun, als zweiten Band der „Österreichischen Privat-
sammlungen" in einem stattlichen Tafelwerke herausgegeben, das der deutschen Wissen-
schaft und Kultur zu Ausgang des vierten Jahres des Weltkrieges alle Ehre macht." Die
in vorzüglichen Lichtdrucken auf LXXIII Tafeln
wiedergegebenen 242 Plaketten vom Ende des
XV. bis in das XVII. Jahrhundert geben einen
guten Begriff von der Vorliebe der Renaissance
und ihrer Meister fürjene feinen Blei- und Bronze-
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x reliefs, mit denen man die verschiedensten kunst-
"' v v 1 gewerblichen Gegenstände, Schmuckkästchen,
XOXOA ' Bucheinbände, Setzuhren, Salzfässer, Bronze-
ÄVAVAVAVAVAVAVJ mörser und Zinnflaschen, Dolch- und Degen-
scheiden, Schalen und Schüsseln und hundert
andere Dinge zu schmücken pflegte. Zugleich
aber ist diese wertvolle Veröffentlichung auf das
beste geeignet, uns von dem Geschmack und
scharfen Blick des ja auch als vielseitiger For-
scher rühmlichst bekannten Besitzers dieser Pla-
ketten, wie auch von seinem Sammlerglück eine
hohe Meinung beizubringen.
Unterstützt wird die Anschauung und vom
rein ästhetischen Genuß mehr zum tieferen Ver-
ständnis geleitet durch einen knapp gehaltenen,
aber aus dem Vollen geschöpften Text, in den
nochmals 13 lehrreiche Abbildungen, ausge-
zeichnet klare Autotypien, eingestreut sind. Die-
ser Text zerfällt in eine Einleitung, die, aus-
gehend von allgemeinen Bemerkungen über
Gebrauch und Technik der Plaketten, einen Über-
blick über die Entwicklung dieser Kunstgattung
in der deutschen Renaissance und über ihre
Gewebtes weißes Tuch mit Ornamenten in Rot, hauptsac13ll_chsten Meister blete? und m "eine
aus d" Drinebene (Ösmm Museum) katalogmaßigeBeschreibung der einzelnen Stucke,
bei der eine Gruppierung nach Zeit und Ort und
Meistern versucht ist. Unsere Wissenschaft von der Plakette ist noch sehr jung, noch um
ein gutes Jahrzehnt jünger als die Vertiefung unserer Kenntnis von der deutschen
Renaissancemedaille, deren gründliche Erforschung um die Mitte der Achtzigerjahre des
vorigen Jahrhunderts einsetzte. Daher ist denn auch das ganze Gebiet noch voller Probleme
und treten Persönlichkeit und Schaffen der einzelnen Meister nur erst zum Teil mit Deut-
lichkeit hervor. Der Verfasser ist diesen Schwierigkeiten und noch der Lösung harrenden
Aufgaben tapfer zu Leibe gegangen, indem er sie aufzeigt, erörtert und an der Hand der
reichen Walcher von Moltheinschen Bestände bewältigt oder doch zu ihrer Überwindung
beiträgt. Schade nur, daß ihm bei seiner Untersuchung der Aufbau, die Gliederung des
Ganzen nicht in der wünschenswerten Klarheit und Durchsichtigkeit gelungen ist.
Unter den technischen Fragen ist eine der wichtigsten die nach dem Original-
modell, als dessen Material wohl in der Regel der Speckstein Verwendung fand, wenn
i" Kunstverlag Anton Schroll ä 00., G. m. b. l-L, in Wien 1918.