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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 1 und 2)

der künstlerischen Tätigkeit des V. Kayser zu machen, und es geht daraus 
hervor, daß er zu derjenigen Kategorie von Bildhauern gehört, welche 
wie Peter Flötner, Konrad Meit und andere allerlei Modelle für die Gold- 
schmiede, Bronzegießer, Gelbgießer etc. in Holz und Stein schnitten und 
denen wir auch die zum größten Teile noch anonymen Werke der Klein- 
plastik in Bronzeguß, Holzschnitzerei, Marmor und Alabaster zuschreiben 
müssen. Einer stattlichen, vielseitigen und reizvollen Fülle von Klein- 
plastiken der deutschen Renaissance steht eine nicht kleine Reihe von 
Künstlernamen gegenüber, welche die kunstgeschichtliche Forschung mit 
diesen ausgeführten Werken in entsprechende Verbindung zu bringen 
haben wird. Und wir werden auf diesem Wege zu mancherlei Über- 
raschungen gelangen, denn bei der Einseitigkeit der kunstgeschichtlichen 
Überlieferung aus dem XVI. Jahrhundert (durch die Schriften der Neudörfer, 
Gulden, Hainhofer, Sandrart und so weiter) erhalten wir durch dieselbe kein 
ausgeglichenes und vor allen Dingen kein gerechtes Bild der künstlerischen 
Produktion jener gerade auf dem Gebiete der Kleinplastik so überaus reichen 
Periode. Gerade der eigentliche künstlerische Schöpfer eines Werkes, der 
Bildhauer, der das Originalmodell geschaffen hat, welches der Bildgießer in 
Metall goß oder der Goldschmied und der Kupferschmied in Metall trieb, ist 
in den meisten Fällen nicht bekannt geworden; wenn aber einmal, so wie 
bei dem Falle des Schwazer Denkmals, ein Zahlungsvermerk an einen 
Künstler darüber vorhanden ist, so wird zumeist nur der Gießer genannt. Die 
Renaissance hatte eine für unsere heutigen artistischen Anschauungen ein- 
seitige Wertschätzung oder, besser gesagt, eine starke Überschätzung der 
rein technischen handwerklichen Leistung, so daß alle Ehren nur dem Aus- 
führenden zußossen. Es muß allerdings gleich betont werden, daß in nicht 
wenig Fällen auch der Meister des Modells noch nicht der alleinige Schöpfer 
des Kunstwerkes ist, sondern daß die eigentliche Konzeption desselben auf 
den Verfertiger der „Visierung", der gezeichneten Skizze, zurückgeht. Natür- 
lich gibt es auch hier Einschränkungen, besonders bei hervorragend begabten 
und vielseitigen Künstlern, wie Peter Flötner, der wohl zum größeren Teile 
die Visierungen zu seinen plastischen Modellen selbst geschaffen hat - das 
geht aus der Einheitlichkeit und persönlichen Stärke des Stils derselben her- 
vor -, aber auch dieser Großmeister hat nach Visierungen fremder Meister 
gearbeitet. Gerade eines seiner bedeutendsten Werke, der Silberaltar in der 
Jagellonenkapelle des Krakauer Domes am Wawel, ist dafür ein bezeichnendes 
Beispiel. Ein zufälliger Fund,. den Sokolowski in einem Krakauer Rechnungs- 
buch aus dem jahre 1535 machte, erwies nämlich, daß die „Visierung" der 
silbernen Reliefs an diesem Altar dem Hans Dürer" gezahlt wurde. Durch 
Neudörfer wissen wir weiterhin, daß Flötner danach die hölzernen „Patronen", 
die Modelle, geschnitten hat. Pankraz Labenwolf goß dieselben - wohl der 
größeren Dauerhaftigkeit wegen in Messing - ab und nach diesen Abgüssen 
l E. W. Braun, „Eine Folge von Nürnberger Plaketten mit Passionsdarstellungen aus dem Dürerkreise", 
"Kunst und Kunsthandwerk", XVIII, x915, Seite 503 ff.
	        
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