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gleichung, wie zum Beispiel durch den die Umrißlinie durchbrechenden
horizontal hinausHatternden Gewandzipfel an der Figur des Evangelisten
Matthäus diese Figur den horizontalen Linien der Brüstung und des Schall-
deckels angepaßt wird. An jeder Figur finden wir aber das Problem in neuer
Weise gelöst, eine schematische Wiederholung des Liniensystems, strikte
Symmetrie korrespondie-
render Figuren finden wir
bei Donner niemals; es
gibt nur Funktionssym-
metrie bei ihm, keine for-
male. Nach unseren ein-
gehenden Analysen sind
uns nun auch die Figuren
der Evangelisten Markus
und Lukas vollständig
verständlich. Ihren Umriß
bildet ein schmales läng-
liches Parallelogramm,
parallel gelegt den Rauten
der Johannes- und Mat-
thäus-Figur. Auch dieses
Umrißschema ist wieder
dazu bestimmt, die auf-
steigenden Linien der
Stiege und der ausbau-
chenden Brüstung in die
Gesamtkomp osition über-
zuleiten (Abb. 7, 12 und
13). Der wunderbare kraft-
volle Kontrapost dieser
beiden Figuren gleicht
glänzend die Einsprünge
der Brüstung aus und
Abb. n. Passau, Domkanzel, Evangelist Johannes Wahl-t dem Ügllfenfeiiihen
Werke nach allen Seiten
die Wirkungsmöglichkeit. Auch an der Lukas-Figur (Abb. I3) sehen wir
wieder besonders deutlich die ausgleichende und anpassende Funktion des
Gewandes, denn auch hier dient wieder der horizontale, über die Knie
laufende Faltenzug dazu, die Horizontale der Brüstung gegenüber der
Schräge der Stiege, welche ihrerseits durch den vom Kopf herabflatternden
Faltenzug betont ist, zur Wirkung zu bringen. Über ihre tektonischen
Funktionen hinaus, die sich in vielen Details noch weiter ergründen ließen,
stellen aber alle Kanzelliguren Glanzschöpfungen der Plastik dar, die an
Adel der Form, an Kraft des Ausdrucks, an geistiger Durchdringung in der