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Hoffmann. Er teilt sich in die Leitung mit Architekten Dagobert Peche. Der
Bewahrer des strengen Sach- und Forrngedankens neben dem erfinderisch
aus seiner Phantasie Schöpfenden. Aus so gestalteter Organisation erklärt
sich die fördernde Entfaltung der reichen Persönlichkeitswerte im Wiener
Kunstgewerbe. Schon entstehen neue Organisationen nach ähnlichen Grund-
sätzen. Und während die Volksklassen im unfruchtbaren politischen Macht-
streit sich lähmen, sammeln sich hier alle positiven Kräfte zum unermüdlichen
Wirken am kulturellen Aufbau. Es werden ihrer stets mehr. Denn, die wir
hier als Schaffende kennen lernten und auch noch Ungenannte sind gleich-
zeitig Lehrer. Als Lehrer Erwecker, Erwecker der Jugend. Wer die Aus-
stellungen der Schülerarbeiten der Kunstgewerbeschule besucht hat, trug von
den Zeugnissen eines ernsten, aber begeistert ringenden Lernens im Voll-
bringen tiefen Eindruck mit sich fort.
Doch einer Erscheinung darunter
kommt klärende Bedeutung noch
weit über die Grenzen unserer
Heimat zu. Es ist das erstjährige
Ergebnis der Schule ProfessorFranz
Cizek in „Erneuerung der geisti-
gen Grundlagen des rhythmischen
Schaffens". Zuerst der Belebung
des Gefühles durch expressionisti-
sche Übungen. Über den Ausdruck
unbestimmterGefühle durch Selbst-
besinnung zu Ordnung und Aus-
druck bestimmter Gefühle und end-
lich der Sinnesempfindungen. Dann
die Belebung des Denkens durch
kubistische Übungen an Mal und
Raum. Endlich die Belebung des
Schauens durch kinetische Übun-
gen (Futurismus). Nicht nur die
Empfangenden, auch die Schaffen-
den stehen ratlos vor der unge-
heuerlichen Umwälzung in den
Künsten, die sich vollzieht. Einan-
der sich kraß widersprechendeLeh-
ren schwirren auf. Dogmen werden
gesetzt. In leidenschaftlichem Ver-
neinen und Höhnen wird weggeätzt,
was eben noch Errungenschaft war.
Die Unmöglichkeit der Kontrolle
aus Sinneserfahrung gegenüber
Kunstschau 19:0. „Der Frühling", lebensgroße Keramik
_ n _ von Professor Raben Obsieger, ausgeführt von der Wiener-
von sinnfalligen Darstellungen bloß berger Tonwarenfabrik