JAHRESBERICHT
das
k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie
für 1882.
I.
Besuch und Benützung des Museums
Die Gesammtzahl der Besucher des Museums betrug im Jahre 1882: 188.322,
wovon 5166 auf die Vorlesungen, 25.887 auf die Bibliothek (u. zw. 18.615 auf die Tages-
und 7272 wahrend der Wintermonate auf die Abendstunden), 157.266 auf die Sammlungen
und Ausstellungen fallen und von diesen wieder 5990 auf die Zahltage.
Seit Eröffnung des Museums (1864) bis Ende Deeember 1882 ist dasselbe von
2,874.62g Personen besucht worden, von welchen B. 152.791 Eintrittsgeld entrichteten;
seit ErölTnung des eigenen Gebäudes (Nov. 1871) beträgt die Frequenz 2,147.8o6 Personen.
Specialausstellungen wurden veranstaltet von dem künstlerischen Nachlasse des
Professor Ferdinand Laufberger mit Katalog von Dr. Theodor Frimmel (Februar), eine
Sammlung von Rococo-Costumen, Eigenthum der k. k. Hofoper (während des Sommers),
von älteren Erzeugnissen der Buchdruckerkunst in Wien, anlässlich des Wiener Buch-
druekerjubilaums (24. Juni bis 1. October).
Die Buchdruck-Ausstellung wurde von einem Comite geleitet, bestehend aus den
Herren Custos Schestag, Custos Chmelarz, Dr. v. Göldlin, Dr. Wilhelm Hans, Dr. Aut.
Meyer für die wissenschaftliche, lnspector Lauter und Brendler für die technische Ab-
theilung; Dr. W. Hans verfasste den ausführlichen Katalog. Beschickt wurde diese Aus-
stellung nicht nur von den Hof-, Staats-, Kloster- und Communalbibliotheken und Privaten
Oesterreichs, sondern auch die Hof- und Staatsbibliothek zu München und die Universitäts-
bibliothek zu Breslau steuerte bereitwilligst zu derselben bei, so dass sie ein vollständiges
Bild des fruheren Entwicltlungsganges der Typographie in Oestcrreich gewährte.
Alle diese Ausstellungen wurden durch den Besuch Sr. Majestät des Kaisers,
Sr. k. Hoheit des durchlauchtigsten Protectors Erzherzog Rainer und anderer Mitglieder
des allerhöchsten Hauses ausgezeichnet und erfreuten sich der lehhaftesten Theilnahme
des Publicurus.
Die Weihnachts-Ausstcllungdes Jahres 1881 wurde am 2. Janner 1882 geschlossen,
nachdem sie von 51.904. Personen besucht werden war. Der Beginn der Weihnachts-
Ausstellung des Jahres 1882 wurde etwas später als gewöhnlich anberaumt, weil sich
voraussehen ließ, dass zahleiche Wiener Industrielle die Gegenstände, welche sie nach
Triest (s. unten) gesandt hatten, wünschen wurden, dieselben noch im Winter in Wien
zur Anschauung bringen zu können. Zugleich trat die Erwägung in den Vordergrund,
ob es rathsam sei, das im Jahre 1373 für die Weihnachts-Ausstellungen aufgestellte
Programm und die während eines Jahrzehents eingeburgerten Gepflogenheiten unverändert
aufrecht zu erhalten. Die einschlagigen Berathungen führten zu dem Beschlusse, der
von Jahr zu Jahr mehr übenvuchernden Dilettantenarbeit Schranken zu ziehen und soge-
nannte Marktwaare nur insofern zuzulassen, als an derselben eine neue Technik zur
Anwendung gebracht oder durch dieselbe eine neue Richtung markirt ist. Die Durch-
fuhnmg dieser Grundsätze hatte sofort die erfreuliche Folge einer lebhafteren Betheiliguug
der Gewerbetreibenden, während allerdings die sogenannten weiblichen Arbeiten einen