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Türkenherrschaft war Szerencs ein wichtiger -Platz als Festung, die gegen die türkischen
Ranbzüge schützte; später jedoch verlor es alle historische Bedeutung und wurde in seinem
bürgerlich friedsamen Treiben nur noch durch das Waffengeklirr von 1848 bis 1849
gestört. Heute ist es als Sitz von Bezirksämtern und Eisenbahnstation von Bedeutung und
wird gewiß auch durch die große Zuckerfabrik wesentlich gewinnen, deren Bau (zwischen der
Stadt und dem Stationsgebäude) erst kürzlich vollendet wurde. Seine ehemals trefflichen
Weinberge sind jetzt durch die Phylloxera, welche die ganze Hegyalja bedroht, beinahe
vernichtet, was dem Wohlstände der Bevölkerung bereits einen schmerzlichen Schlag
versetzt hat.
Nördlich von Szerencs finden wir Ond, östlich Zombor, eine hübsche und
ansehnliche Ortschaft. Hier zweigt die Miskolcz-Tokajer Eisenbahn nach S.-A.-Ujhely ab.
In der Nachbarschaft von Zombor (südlich) dehnt sich der Taktaköz ans, dessen zunächst
gelegener Ort Pthrügy als Fundstätte von Objecten der Stein- und Bronzezeit den
Archäologen wohlbekannt ist. Sowohl diese als auch die anderen Ortschaften des Taktaköz
nehmen nach und nach eine modernere Gestalt an, weil das Volk statt der früher gebräuch
lichen Häuser von Luftziegeln solche auf steinernem Unterbau und oft mit Ziegeldächern zu
bauen beginnt. Einige ältere Häuser der Grundherren sind stattlich.
Südwestlich von Szerencs am rechten Ufer der Takta finden wir zuerst Szada mit
seinem schlanken Thurme, weiter das Dorf Harkänh, Mittelpunkt der Harkänyischen
Herrschaft. Gleichfalls südwestlich von hier dehnt sich im Westen der Bahnlinie die reiche
Puszta Bazs aus, deren Ruine, „Puszten-Kirche" (im Ungarischen gleichbedeutend mit
„öde Kirche") benannt, noch jetzt verrüth, daß da ehemals ein Dorf gestanden. Unterhalb
von Bazs steht am Theißufer das hübsche und große Dorf Lücz mit Eisenbahnstation,
ein Hauptlanduugsplatz der Theiß-Flößerei, von wo aus sich ein sehr beträchtlicher
Landstrich namentlich mit Bauholz versorgt. Unterhalb des Dorfes bildet die Theiß eine
große Insel, die ein Wald hochstämmiger Pappeln bedeckt. In der Gemarkung, sowie noch
an anderen Orten im Harangod sieht man künstliche Hügel, sogenannte „Körperhügel"
(toZttmlrnoü), deren einige noch aus der Zeit des Tatareneinfalles herrühren sollen. In
demselben Dorfgebiet befindet sich, in einer Thalmulde verborgen, die Puszta Vadvizes,
die in der Sage den Namen „Tataren-Krippe" führt, weil dort die tatarischen Scharen
ihre Rosse, in Reihen ausgestellt, gefüttert und getränkt haben sollen. Um Lüez her und
unterhalb ist der Harangod am schönsten, weil er sich da als glatte, vollkommen wagrechte
Fläche darstellt; von Lüez ans beherrscht ihn auch der höchste all der schlanken Thürme.
Weiter nach Süden an der SajmMündung erblickt man die Ortschaft Kesznheten,
oberhalb am geschlängelten Sajö Girincs und am Einfluß des Hernäd in den Sajö
Köröm. Von Girines ist außer seiner hübschen Kirche und seinem stattlichen Castell, das