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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 69)

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sehe Zuversicht seiner Vorsätze bewundernswerth und erinnert so ziem- 
lich an den ltlilclitopf der Lafontainäschen Fabel. Der Erfolg, welchen 
der vorliegende Bericht detaillirt schildert, zeigt auch scharf genug die 
Differenz jener Imaginationen und der Verhältnisse der Wirklichkeit, 
denen man sich anpassen sollte. Die Referenten fassen ihr Urtheil in dem 
Aussprache zusammen, dass „die Erzeugung von feinen Spitzen durch 
die Musterwerkstätten nicht jene Ausdehnung gewonnen, wie sie dem 
Centralcomile und der Regierung und wohl Herrn Wechselmann selbst 
vorschwebte, als das Vertragsverhältniss abgeschlossen wurde." Statt der 
Umwandlung von geklöppelten in Valenciennespitzen hat sich vielmehr 
ein Uehertritt vieler Arbeiterinnen von der Fabrication feiner Gattungen 
zu der von Guipuren ereignet. Die Ursachen hievon, welche dem Unter- 
nehmer zur Last gelegt werden, wollen wir des Näheren hier nicht wieder- 
antiihren. Ritter v. Dotzauer hat bereits in seinem Berichte von 1870 die 
Lohnverhiiltnisse als zu gering befunden, eine Behauptung, die Herr 
Weehselmann in seiner „Gegenäusserung" zu entkräften "suchte. 
Abgesehen davon müssen einerseits mancherlei Bestrebungen des 
Genannten mit Dank anerkannt und andrerseits als Urheber des geringen, 
bisherigen Erfolges auch die allgemeinen, äussern Umstände angesehen 
werden. Verlassen wir nur einmal den Standpunkt, den jene hyperrosigen 
Pläne des Vertrags so ungünstigerweise selber darbieten, und besehen sie 
uns vom Standpunkt der Wirklichkeit und in Hinblick auf deren Conse- 
quenzen, so gestaltet sich das Bild wesentlich besser, selbst wenn davon 
abgesehen wird, dass noch beinahe zwei Jahre bis zum Ablauf der bestimm- 
ten Frist verfliessen werden. Es sind zur Erzeugung von Brüsslerspitzeu 
über 500 Arbeitskräfte herangezogen worden, die Fabrication von Point 
plat wurde durch Schulung und Vermehrung der vorhandenen bedeutend 
gehoben, sie wird zu Graslitz (Herr Ullinann), Neudozf und Stolzenhan 
ausgeübt. Für Valeneiennes (dentelles cluny und malines) wurde in den 
YVerkstätten zu Gottesgab, Seilfen und Kupferberg der Stand der Arbeiter 
um circa 100 vermehrt. Chantilly's wusste man vorher gar nicht zu er- 
zeugen, hierin haben sich zu Neudeck, Bernau und Trinkseifeu bei 100 
Mädchen neuerdings ausgebildet. Points ä. Paiguille, d. h. durchaus oder 
doch im Ornament mit der Nadel ausgeführte Spitzen, im Gegensatz zu 
den drei andern Gattungen; Point plat, Chantilly und Valenciennes, bei 
denen die Fäden mittelst Klöppeln um die ausgesteckteu Muster gedach- 
ten WerdenI, -- points ä. Paiguille werden in den Musterwerkstätten zu 
Graslitz, Gossengrün, Heinrichsgrün, Schönlind, Frühbuss und Platten 
gelehrt, im März 1871 waren 276, seit Errichtung der Anstalt 959 Arbei- 
terinnen eingeschrieben. Pointe plats, d. h. Blumen und andere auf Spitzen- 
grund aufzunähende Details, appliques, oder, wenn selbstständig als durch- 
brochene Points de Brugge erscheinend, fertigt man mit 86 Arbeiterinnen 
(seit Anfang 187) in Graslitz, Neudorf und Stolzenhan. Chantilly, die
	        
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