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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1870 / 63)

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zu erfahren, welchen Weg die Emailerie in Asien genommen, oh den von 
Westen nach Osten oder den umgekehrten; nicht blos um dieser Kunst- 
teshnik allein willen, sondern weil sich daran wichtige Folgerungen für die 
Erklärung des Entstehens verschiedener Kunstformen ja Kunststyle knüpfen 
wurden. Fast will es zuweilen scheinen, als wäre die Kenntniss des Emails 
seit uralten Zeiten her in Mittelasien und Indien verbreitet gewesen; dann 
möchte die byzantinische Emailerie nur ein Zweig der asiatischen sein, 
und eben dasselbe wäre der Fall mit der chinesischen. Hätten wir eini- 
germassen verlässliche Daten über das erste Auftreten des Emails in 
China, so wie wir sie beispielsweise über das Porcellan haben, das etwa 
um 87 v. Chr. erfunden wurde, so wäre dies von nicht geringem Werthe 
für die Aufhellung der oben berührten Fragen. Die Chinesen selbst 
schreiben ihre Bekanntschaft mit dem Email der Vermittlung der Araber 
zu. Die Beziehungen dieser Völker zu einander waren beinahe das ganze 
Mittelalter hindurch ziemlich lebhafte; schon im 9. Jahrhundert musste 
zur Sehlichtung der Rechtsverhältnisse unter den dort lebenden Arabern 
ein Kadi in Canton eingesetzt werden, ebenso begegnen wir um diese 
Zeit Moscheen in verschiedenen chinesischen Städten. Wir wissen aller- 
dings nicht, ob und welche Art des Emails die Araber damals gekannt 
haben mochten, es ist dies auch ziemlich nebensächlich, denn bekanntlich 
sind die Chinesen in allen Angaben, die sich auf andere Verhältnisse als 
ihre eigenen beziehen, höchst unverlässlich, und das Email von den "Ara- 
bern" überkommeu zu haben, kann eben so gut heissen, dass es über- 
haupt ven einem weit östlich wohnenden Volke zu ihnen gelangte. Es 
ist immerhin denkbar, dass durch Vermittlung irgendwelcher, mit der 
byzantinischen Emailirweise vertrauter Künstler die Kunst, Zellenschmelze 
zu verfertigen, nach China gebracht, und hier selbständig weiter, aus- 
gebildet wurde. Mit dieser Annahme stimmt auch die Thatsache, dass 
die Emailerie in China erst etwa im 14. und 15. Jahrhunderte, also he- 
deutend später als im Osten zur höchsten Vervollkommnung und 
Bliithe gekommen war. Bei einem Volke, das in der Aufnahme alles 
Fremden, selbst des als gut erkannten, so ausserordentlich zähe und 
schwierig ist wie die Chinesen, kann es uns nicht Wunder nehmen, wenn 
wir sehen, dass etwas Neues oder gar von aussen Gekommenes nur 
höchst langsam recipirt wird. An genügenden Nachrichten über das 
Email und seine Geschichte in China fehlt es uns in Europa bis heute 
vollständig, während wir über Porcellan, Bronze, Buchdruckerkunst etc_ 
ziemlich genaue und eingehende Mittheilungen haben. In der schon 
früher erwähnten, von St. Julien übersetzten Geschichte des Porcellans 
ist zwar von den Emailen an einer Stelle die Rede, der chinesische Ver- 
fasser jenes Buches ist aber ein ziemlich einseitiger Fachmann, der von 
der Herstellung der Zellenschmelze und ihrer Natur nur höchst unklare 
Begriffe hat, und sie überdies offenbar mit den mit gernaltem Email
	        
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