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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 83)

vertreten. Besonders interessant und lehrreich wird sich die daran reihende 
Sammlung historischer Portraits gestalten, zu welcher die Ambraser 
Sammlung einen so bedeutenden Fonds durch die grossen Stammbäume 
und ca. 1000 Portraits des 15. und 16. Jahrhunderts besitzt, der weiter 
ergänzt werden soll. Den Schluss bilden neuere Sculbturwlerke. 
Eine Nebenabtheilung mit abgesondertem Eingang wird die Erzeug- 
nisse der minder civilisirten Völker der Neuzeit enthalten in der ethno- 
graphischen Sammlung, die für das Studium der Ethndlogie von grossem 
Werthe ist und auch manche beachtenswerthe Parallele der alten Kunst 
und Cnltur darbietet. So wird der Besucher des Museums den Entwick- 
lungsgang der Menschheit, wie er sich in der Kunst darstellt, von der 
ältesten Zeit bis auf die Gegenwart in geordneter Folge überblicken und 
bei der Durchwanderung dieser Abtheilung die Cultur und Kunst eines 
Zeitraumes von vier Jahrtausenden kennen lernen können. 
Das erste Stockwerk wird die gesamnrte kaiserliche Gemäldegalerie 
aufnehmen, deren- unvergleichliche Schätze bei dem reichlichen Aufhänge- 
raum und der guten, bereits erprobten Beleuchtung mit Ober-licht für 
die grösseren, hohem Seitenlicht für die kleineren Bilder erst recht zur 
Geltung kommen werden. Hier wird auch manches zur Aufstellung" 
gelangen können, was bisher aus Platzmangel in Depörräumen der allge- 
meinen Besichtigung entzogen war, namentlich die in ihrer Art einzigen 
grossen Cartons von Vermeyen mit den Darstellungen der Begebenheiten 
bei dem Feldzuge Karls V. nach Tunis. 
Das Obergeschoss endlich ist zur Aufnahme der prachtvollen, der- 
malen in der Holbibliothek befindlichen Kupferstichsamrnlung bestimmt. 
Die Gemälde der grossen Meister und deren eigenhändige oder die nach 
ihren Werken gefertigten Stiche werden also hier zu einem Ganzen ver- 
einigt sein. 
Zu dieser Neuordnung und theilweisen Umgestaltung der kaiser- 
lichen Sammlungen werden bereits umfassende Vorbereitungen getroüen. 
So hat die Ambraser Sammlung eine wesentliche Veränderung erfahren; die 
Abtheilnng für plastische Bildwerke und Geräthe ist neuester Zeit zu einer 
höchst bedeutenden Kunstsammlung angewachsen. Die Ankäufe seit einer 
Reihe von Jahren waren ausschliesslich auf Erwerbung von eigentlichen 
Kunstwerken des Mittelalters und der Renaissance gerichtet; den grössten 
Zuwachs aber erhielt die Sammlung durch die Einverleibung fast aller 
Gegenstände aus der kaiserlichen Schatzkammer, bei denen der Kunstwerth 
das überwiegende Moment bildet. Sämmtliche Schnitzwerke aus Elfenbein 
und Holz (unter diesen das wundervolle Spielbrett Ferdinands l., von 
Hans Kels r535 gefertigt), die Emailarbeiten, Maioliken, eine grosse Zahl 
von Gold-, Silber- und anderen Metallarbeiten, Portraitbüsten, endlich der 
herrliche burgundische Messornat, ein Kunstwerk, das seinesgleichen nicht 
hat, wurden in die Ambraser Sammlung übertragen und in den gegen- 
wärtigen Räumen derselben aufgestellt, der Messornat in drei grossen
	        
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