Mitlhalluuuen des k. llasterrßicll. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
(Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.)
Am r. eine: ieden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr (l. 3.-
Redacteur Bruno Becher. Expedition von C. Geroldär Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold 61 Comp., durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr. 80. WIEN, l. MAI 1872. VII. Jahrg.
Inhalt: Die Entwürfe Exr die Preinruedaillen der Wiener Weltausstellung. - Permanente Ausstellung
von Kupferstichen, Hulzschnilten, Chromollthogra hlen etc. im Museum. - Einiges uber die
Technik nnenralischer LacknrbeitemjSchlune.) - ussische Bestrebung n zur_ Forderun der
Kunst ewerhe. - Rechenscham-Benvht des Ausschusses des steiermhr . Vereintes zur_ orde-
rung er Kunstgewerbe über das Vereinsjahr 187i. - Bücher-Revue. - Kleinere Mittheilungen.
Die Entwürfe ülr die Preismedaillen der Wiener Weltausstellung.
(Ausgestellt im Oesterr. lliuseum.)
Im Oesterr. Museum fand in diesen Tagen die Ausstellung der Ent-
würfe für die Preismedaillen der Weltausstellung statt. Es betheiligten sich
an diesem Concurse Oesterreicher, Deutsche, ein Franzose, ein Belgier,
ein Engländer, ein Italiener, ein Holländer; es bot sich Gelegenheit, Be-
merkungen und Erfahrungen mancherlei Art zu machen. Einige davon
sollen in diesen Zeilen niedergelgt werden. '
Wie zu allen Zeiten, so zeigte sich auch bei diesem Concurse der
Einfluss der herrschenden Stylrichtungen auf die Composition und die
Behandlung des Reliefs auf Medaillen und der Einüuss nationaler Rich-
tungen. Der Deutsche, der Franzose, der Engländer, der Italiener treten
charakteristisch hervor; wären auch nicht die Namen der Künstler angea
geben, Niemand würde im Zweifel sein, welcher Nation der Künstler des
hetreEenden Entwurfes angehört. Schwenzer's und Tautenhayn's
Arbeiten sind nicht mit denen des Herrn Pierotti, Wyo n"s Reliefs nicht
mit den Entwürfen Deloyes zu verwechseln.
Der Einlluss der herrschenden Stylrichtungen auf die Composition
und die Behandlung des Reliefs zeigt sich vorzugsweise in der vorwiegend
malerischen Behandlung der Entwürfe. Dass die Malerei und nicht die
Plastik die tonangebende Kunst im heutigen Europa ist, lag klar zu Tage;
nur bei den vHenjen Pierotti und Cesar zeigt sich der Plastiker, die
anderen alle, vielleicht mit Ausnahme Kühue's, sind vorwiegend von einer
malerischen Denkungs- und Behandlungsweise ausgegangen. ln einigen
Reliefs, insbesondere in denen Deloyäfs und Wieners, ist die male-
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