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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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Unter dem Einflüsse der Theißüberschwemmnng vom Jahre 1830 und der Donau 
überschwemmung von 1838 sendete die Legislative ein Landescomite aus mit der 
Aufgabe, die Verhältnisse der Flüsse des Landes zu studireu und deni Reichstage darüber 
Bericht zu erstatten. Dieses Landescomite verfaßte seinen Bericht am 5. Februar 1843, es 
wurde darin die Regulirung fast sämmtlicher Flüsse des Landes in Vorschlag gebracht. 
Als leitendes Prinzip wurde ausgesprochen, daß die zur Beförderung der Schiffahrt 
e> forderlichen Arbeiten, da sie vorwiegend das allgemeine Interesse betreffen, aus Kosten 
des Landes, die zum Schutz vor Überschwemmungen dienenden Arbeiten aber, da 
sie unmittelbar und zum größten Theile den Nutzen der Privatbesitzer befördern, aus 
Kosten der letzteren ausznführen seien. 
Im Jahre 1845 erfolgte eine neuerliche Überschwemmung im Gebiete der Theiß. 
Da ertheilte der Palatin Erzherzog Josef der Landes-Baudirection den Auftrag, die 
Pläne der Theißregulirung mit Berücksichtigung der bisher erfolgten Vorschläge auszu 
arbeiten. Die Baudirection, oder besser gesagt ihr Beamter Paul von Väsärhelyi, der 
berühmteste ungarische hydrotechnische Ingenieur, arbeitete das Project auf Grund der 
früheren Aufnahmen aus. Nach diesem Projecte sollten von Väri angefangen bis Zalän- 
Kemen im Flußlaufe der Theiß 122 Krümmungen durch Durchstiche abgekürzt werden. 
Väsärhelyi beantragte auch die Errichtung von Schutzdämmen an niedrigen Stellen, 
jedoch unterließ er es, die Tracirnng und die Profile derselben festzustellen. In Bezug auf 
den Abstand der Paralleldämme bemerkte er blos, daß derselbe nicht übermäßig groß zu 
machen sei, denn mau müsse die Wasserfluten womöglich zusammendrängen, um ihnen 
einen größeren und schnelleren Abfluß zu verschaffen. Es entging seiner Aufmerksamkeit 
die Ursache nicht, welche jedesmal die Überschwemmung herbeiführt, sie liegt vorzüglich 
dann, daß die Theiß alle die Gewässer, welche aus den nordöstlichen Karpathen und 
aus den Gebirgen der an Siebenbürgen grenzenden Komitate, sowie auch die aus den 
siebenbürgischen Gebirgen der ungarischen Tiefebene zuströmenden Flüsse in ihr Bett 
aufnimmt. Wir erwähnen hier nur die größeren, welche aus vielen Zuflüssen entstehen: 
den Bodrog, Szamos, Körös, Maros. Das Sammelbecken der Theiß umfaßt beiläufig 
2.650 Quadratmeilen. Nun hat aber die Theiß einen fast beispiellos trägen Lauf und 
höchst geringes Gefälle. Kaum verläßt sie die Gebirge und schon beträgt ihr Gefälle auf je 
ein Kilometer blos einige Centimeter. Es ist daher ganz natürlich, daß die Theiß bei einem 
so geringen Gefälle nicht imstande war, die großen Wassermassen der angeschwollenen 
Zuflüsse mit genügender Schnelle abzuführen. Ein großer Theil der Wassermassen trat 
aus dem Bett und überflutete das weite Jnuudationsgebiet auf längere Zeit. Den 
Abfluß verhinderten auch die außerordentlich vielen Krümmungen des Theißbettes. Die 
Länge des Flußthales von Tisza-Ujlak bis zur Mündung beträgt 600 Kilometer, während
	        
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