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nützend - erreicht die Intarsia stilistisch und künstlerisch ihren höchsten
Blüthezustand. '
Die Technik der letzteren beiden Arten der lntarsia - bei denen
wir die Figur und das freie Ornament antreEen- hat sich im Gegensatze
zu der des Mosaiks im Laufe der Zeiten vollständig verändert. Die alten
Meister benützten nur wenige Instrumente zur Herstellung ihrer ausge-
zeichneten künstlerischen Erzeugnisse. Ein Schnitzmesser an langem
Stiele, der gegen die Schulter gestemmt werden kann, ein Reiß-Stift,
einige Hohl- oder Stecheisen, vielleicht auch ein Taschenmesser
und ein Stichel, scheinen der ganze Werkzeugsapparat gewesen zu sein.
Es geht dies deutlich aus einer Arbeit hervor, die glücklicherweise er-
halten geblieben ist. Es ist dies eine Füllung von einem Chorgestühle,
das ehemals die Taufcapelle des Domes zu Siena zierte. Antonius
Barili, der Meister jenes Chorgestühles und ein berühmter lntarsiatore,
hat sich auf derselben bei der Arbeit dargestellt. Diese Darstellung ist
ein Document von besonderem Werthe für die Geschichte der lntarsia-
Technik und wir sind erfreut darüber, dass die Sammlungen des
Oesterreichischen Museums dasselbe besitzen. Der Meister glaubte seinem
Werke die ausdrückliche Bestätigung beigeben zu müssen, er habe das-
selbe nicht mit dem Pinsel, sondern mit dem Messer herge-
stellt. Es ist dies wohl so zu deuten, dass Barili bereits Kenntniss
davon hatte, dass Tarsia-lmitationen schon zu seiner Zeit angefertigt
wurden, und wir wissen, dass dies ja theilweise mit dem Pinsel geschah.
Unter diesen Nachahmungen finden sich hervorragende künstlerische
Leistungen, wenn sie auch den Beschauer nie im Zweifel darüber lassen,
dass er Malereien und nicht Einlagen vor sich hat. Wir führen hier nur
ein Beispiel an: die Sakristeischränke in der Kirche Santa Maria delle
Grazie in Mailand. Die angeblich durch Bernardino Luini Anfang des
16. Jahrhunderts gemalten Imitationen bieten eine Fundgrube decorativer
Motive. (Abgebildet in Gruner, "L0 scaßaleu.)
Aber auch später und bis zum heutigen Tag wurden solche Imi-
tationen mit dem Pinsel hergestellt, häufig von unberufenen Händen, von
Dilettanten. Wir wollen darauf nicht weiter eingeben; doch da wir einmal
bei Surrogaten angelangt sind, so seien uns darüber noch einige Worte
gestattet.
Ein Verfahren, den Effect von Einlegearbeit nachzuahmen, besteht
in der Benützung von Stempeln und Walzen, deren erhaben geschnittene
Zeichnung in erhitztem Zustande in die Oberfläche der hierfür bestimmten
Hölzer eingebrannt wird, so dass sich dieselbe bräunt. Eine sehr alte
Technik, die jetzt im modernen Sinne fabriksmäBig ihre Ausnützung
erfährt, und zwar durch die Firma Bernhard Ludwig in Wien (Muster
im k. k. Technologischen Gewerbemuseum).
Wenn man bedenkt, dass die Decoration eines jeden Objectes in
unbedingtem Znsammenhange mit diesem selbst stehen soll, sowohl hin-