nach Frankreich brachte. Dort kannte man unsere Kunst wohl schon
lange Zeit, aber sie scheint es nicht zu größeren, selbständigen Leistungen
gebracht zu haben.
So wie die wneue antikische Artt- (nämlich die Formenwelt der
italienischen Renaissance) bei ihrer Wanderung durch die cisalpinischen
Länder stets eine Umwandlung erfuhr, so war dies auch mit der
Intarsia der Fall. Die Renaissance in Deutschland brachte nicht mehr
fast ausschließlich Arbeiten für Kirchen und fürstliche Paläste hervor,
sie schuf sie in großen Mengen auch für den Patrizier. Da reichte denn
die Klosterarbeit nicht mehr aus, da musste wieder von Neuem hand-
werksmäßig geschaffen werden. Die lntarsia bemächtigt sich des
profanen Möbels, aber sie überzieht auch die Vertäfelungen von Wänden
"und Decken. Der feinabgestimmte Gegensatz von Hell und Dunkel
der italienischen Einlegearbeit aus der Bllitheepoche ist ihr nicht mehr
eigen. Zeit und Leute sind hier etwas robuster, sie verlangen kräf-
tigere Contraste. Bald auch kommt die Liebe zur Farbe mächtiger zum
Vorschein, und die Vielfarbigkeit, die schon die italienischen Arbeiten
der Hochrenaissance aufwiesen, macht sich an den süddeutschen Intarsien
hervorragend geltend. Zumeist sind es andere, eigenartige Formen, die
die Einlegetechnik hier benützt. Die Arabeske (das orientalisirende oder
sogenannte maureske Ornament) kommt sehr zur Geltung. Daneben sehen
wir aber auch Blumen, sowie Pßanzenmotive überhaupt, welche sich in der
Wiedergabe mehr oder weniger von der Natur entfernen, conventionelles
Ornament, weiters die schon bei den Italienern so beliebten Perspectiven
ja ganze Städteansichten und Stillleben und endlich sogar geschichtliche
Darstellungen. (Siehe: F. Albert, rMöbel aller Stilartenc; Bucher Öl Gnauth,
nDas Kunsthandwerltn; H. Herdtle, vFlachornamenten; H. Hirth, vDer
Formenschatza; K. Lacher, "Mustergiltige Holzintarsienu; M. Rade, nDas
Königl. histor. Museum zu Dresden-i; W. Rhenius, nEingelegte Holz-
ornamentec; O. Schmidt, nAlte Originalmöbelu; außerdem lntarsiaplatten
und Schränkchen, sowie Truhen in den Sammlungen des k. k. Oesterr.
Museums.)
Die Technik hatte sich schon verändert und sie gestattete freieste
Bewegung in formeller Beziehung. Das Beizen und Färben der Hölzer
war bereits allgemein bekannt geworden und die Verwendung fremden
Materiales, Bein, Horn, Schildpatt, auch Perlmutter und Metall kam
mehr und mehr in Aufnahme. Die Verarbeitung von Elfenbein und Perl-
mutter, die die Asiaten längst vor uns kannten, wurde vollkommener
und die Vollendung. mit der die Graveure - denen es in dieser Zeit
nicht an Uebung fehlte - ihre Arbeiten herstellten, begünstigte die An-
fertigung der herrlichen Einlegearbeiten auf Armbrüsten, Gewehrkolben
und sonstigem WaHenwerk, sowie auf Galanteriearbeiten, Schmuck-
schränkemeta, die wir heute in den verschiedenen Sammlungen bewundern.
(Siehe: vLandesausstellung in Prag 189i u, Publication des kunstgewerblichen