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in ihren Anfangsstadien zu dünn herstellte, als dass sie das schwierige
Verfahren der Zwischenvergoldung an ihnen hätte zur Anwendung bringen
können, andererseits dieselben, eben nach orientalischen Mustern, durch-
gehends in buntfarbiger Emailmalerei decorirte, bei welcher das Gold
nur eine untergeordnete Rolle spielte. Wo Golddecor in Italien unter
der Bezeichnung nGriechische Arbeite noch zur Anwendung kommt -
meist diente derartiges Goldglas zu Reliquiarien - wird das Gold, wie
im 14. Jahrhundert Cennini berichtetß), auf einem Grunde von pulveri-
sirten Eierschalen aufgeklebt, mit der Nadel gravirt, hierauf einfach mit
Wolle polirt und theilweise mit Lasurfarben bemalt: die Ueherfangung
mit einer zweiten Glasschichte fällt fort.
Während der Epoche der Renaissance bleibt die Technik der
Zwischenvergoldung vollständig verloren, wie ja überhaupt die Gold-
decoration des Glases nahezu völlig verschwindet: die venezianische Glas-
industrie, auf dem Gipfel ihres Ruhtnes angelangt, verzichtet ja -- ab-
gesehen von einer discreten Färbung des Glases in der Masse - nahezu
gänzlich auf jeden farbigen Decor und sucht einzig formal zu wirken,
nur selten und in äußerst geringem Maße ihre Erzeugnisse mit flüchtig
aufgetragener, rasch vergänglicher Goldbemalung schruückend oder der
Masse selbst durch Einmischung feiner Kupferspäne (Aventuringlas)
metallischen Schimmer verleihend; die Decoration des nordischen Glases
arbeitet lediglich in Emailfarben und verwendet das Gold nur äußerst
spärlich, es wie jede andere Farbe äußerlich auftragend.
Erst als zur Zeit des Aufkommens des geschliffenen Krystall-
glases der buntfarbige Decor zurücktrat, gelangte, entsprechend der Vor-
liebe des Barockstils für pomphafte Vergoldung, auch beim Glase der
Golddecor wieder zu Ehren; in den meisten Fällen verfuhr man zum
Schutze desselben gegen Abnützung in der Weise, dass man die Ver-
goldung an vertieft geschliffenen, also der Abwetzung weniger zugäng-
lichen Stellen anbrachte"), eine Technik, die ja bereits gleichzeitig mit
derjenigen der nFondi d'orou der Katakomben geübt worden war, wie
die prächtigen, in den vertieften Flächen der eingeschliffenen Zeichnung
vergoldeten, resp. vergoldet gewesenen Glasgefäße aus den Ruinen des
Xenodochiums des Pammachius zu Ostia, aus Trier, Straßburg und
Podgoritza beweisen. Doch auch die Zwischen vergoldung tritt nun
wieder in Anwendung, allerdings in einigermaßen veränderter Technik:
das Ueberblasen einer zweiten Glasschichte wird durch ineinander-
Stülpung zweier genau ineinander passender, den Golddecor
zwischen ihren Wänden schützender Gläser ersetzt.
5) Vergl. llg, ncenninil (Quellensehrifxen für Kunugeschiehte am), Clp. CLXXII.
9) Die unter J. KunekePs Leitung stehende Gluhüue auf der Pfaueninsel bei
Potsdam, sowie die aus ihr hervurgegnngene Zechliner Hülle hatte den Ruf, die
besie Vergoidung geschnittenen Glases zu liefern.
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