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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 12)

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wartung berechtigt war. Die Ausstellungen wurden besser, gleichmäßiger. 
Aber man sah auch ein, dass die jährliche Veranstaltung einer großen 
Ausstellung sich nicht empfiehlt, da die Production neuer und reizvoller 
Gegenstände sich nicht mehr so rasch vollziehen kann, um immer auf's 
Neue die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen; und ferner war man sich 
darüber klar, dass es im Interesse der Kunstindustrie und des Museums 
liegt, in der Zulassung von Ausstellungsobjecten eine größere Strenge 
walten zu lassen, als dies früher der Fall gewesen war. Die wirklich 
tüchtigen Kräfte hatten sich nach und nach so weit herangebildet, um 
im Kunstgewerbe-Verein Aufnahme finden zu können, und es gehören ihm 
seit einiger Zeit in der That alle hervorragenden Kunstgewerbetreibenden 
an; den nur dem Namen nach kunstgewerblichen Arbeiten den Eintritt 
in's Museum zu verwehren, war höchst an der Zeit; Fleißaufgaben von 
Dilettanten und vor Allem von Dilettantinnen unter der Flagge des Mu- 
seums segeln zu lassen, war diesem schon oft und mit Recht verargt 
worden. Die Durchführung der Kunstgewerbe-Ausstellungen durch den 
Wiener Kunstgewerbe-Verein konnte daher nur dann, vor Allem auch 
für die Reinhaltung und Förderung der Ziele des Museums selbst, von 
sichtbarem Nutzen sein, wenn auf die allmälige Beschränkung: dieser 
Ausstellungen auf die Vereinsmitgliedcr hingearbeitet wurde, deren Auf- 
nahme an die Bedingung des Nachweises gründlicher technischer und 
ästhetischer Fachbildung geknüpft ist. Dieser Absicht kam nun der Um- 
stand zu Gute, dass die stetige, und auch von Fachkreisen lange nicht 
nach Verdienst gewlirdigte systematische Vermehrung der Museumssamm- 
lungen die dauernde Heranziehung der Säle Vl und VII zur Unter- 
bringung dieser Sammlungsobjecte nöthig machte, indem der Saal VI für 
die Möbelsammlung, der Saal VII für die Arbeiten aus Leder, Lack, für 
die Geräthe aus Holz, für Fächer, Miniaturen u. s. w. herangezogen 
werden musste, während der große Oberlichtsaal IV dazu bestimmt 
wurde, nun endlich die reichhaltige, kostbare, Publicum und Fachleuten 
so gut wie unbekannte Textilsammlung aufzunehmen. 
S0 ist die jeweilige Ausstellung der modernen gewerblichen Pro- 
duction im Oesterr. Museum aus inneren und äußeren Gründen in neue 
Bahnen gelenkt, und darin liegt zum Theile das Geheimniss der höchst 
erfreulichen Wirkung, welche die diesjährige Weihnachts-Ausstellung im 
Museum ausübt. Dass allerdings die Beschränkung der Theilnehmer auf 
die Mitglieder des Kunstgewerbe-Vereines und der fühlbare Raummangel, 
unter dem das Museum leidet, für so manche tüchtige Kräfte, denen es 
nicht möglich ist, dem Vereine beizutreten, so z. B. für viele ehemalige 
Schülerinnen der Fachschule für Kunststickerei u. m. A., welche früher 
immer gastfreundliche Aufnahme fanden, ein harter Schlag ist, lässt sich 
nicht leugnen. Aber auch dafür wird sich durch Specialausstellungen 
und wenn die dringend nöthige Erweiterung des Museums und die 
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