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Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden iin Monat
Januar von 452.1, die Bibliothek von 2.221, und die Vorlesungen von 123: Per-
sonen besucht.
Vorleäungen. Am 3. und to. Januar sprach Regierungsrath Direclor Dr. Jos. M.
Eder über nFortschrille auf dem Gebiete der Pholügraphiel. Wir kommen auf den
Inhalt dieses Vortrages in einer späteren Nummer zurück.
- Am 17. Januar hielt Custos Jos.Folnesics einen Vortrag über nDas Buch und
seine Ausstattung mit Berücksichtigung der Pariser Exposition du Livreti, über welche
derselbe bereits in den nMitlheilungen des k. k. Oesterr. Museums: (Novemberheit) be-
richtet hatte. Der Vortragende gab zunächst einen kurzen Ueberblick über die Wichtigsten
Abtheilungen und Gruppen der Ausstellung und hob dabei hervnr, dass Oesterreich
wieder einmal, was Arrangement, Gehalt und Vollständigkeit der Ausstellung anlangt,
alle übrigen fremdlandischen Theilnehmer weitaus übertroffen habe. Auf den Haupt-
inhalt des Vortrages übergehend, besprach Custos Folnesics das moderne franzusische
Buch nach artistischer Richtung, wobei namentlich die Luxuspublicationen, illustrirtan
Reisewerlte und Kunstbücher der großen Pariser Verlagsfirina Hachette, Firmin-Didot
und Ancienne Maison Quantin in Betracht kamen, und zahlreiche Erscheinungen zum
Vergleiche mit österreichischen und deutschen Verhältnissen auf diesem Gebiete Anlass
boten. Dem Gegenstand: entsprechend, umfassten die folgenden Ausführungen drei ver-
schiedene Gebiete: die typographische Ausstattung, das lllustrationswesen und die Buch-
binderei. Bezüglich des ersten Punktes wurde darauf hingewiesen, dass die Franzosen
vermbge des weitaus größeren Absatzgebietes für ihre künstlerisch ausgestatteten Werke
von vornherein allen anderen Nationen gegenüber im Vortheil seien und dass die un-
unterbrochene Uebung in Herstellung solcher Publicationen zahlreiche Erleichterungen
schaffe, deren man sich andertvai-ts nicht in dem Masse erfreut. lndeB zeigen auch bei
uns manche Erscheinungen deutlich. dass die so häufige Aengstlichkeit vieler Verleger
heute nicht mehr die Berechtigung hat, die man ihr früher leider nicht absprechen
konnte. Das Vermeiden jeder Spur englierziger Sparsamkeit sei aber die unerlässliche
Vorbedingung einer mustergiltigeit typngraphischen Leistung. Einfachheit, Klarheit und
strenge Correctheit in der Ausführung müssen damit Hand in Hand gehen. Alles Ueber-
Hüssige, wenn auch an sich künstlerisch nicht tverthlos, wirkt eher störend als för-
dernd. Höchste Zweckmäßigkeit bildet, wie bei so vielen anderen Dingen, so auch
hier, die eigenartige Schönheit einer in typographischer Hinsicht zufriedenstellenden Aus-
stattung. Auf das Illustrationswesen übergehend, betonte der Vortragende deren hohe
Entwicklung in unseren Tagen und die außerordentliche Bedeutung, die sie für wissen-
schriftliche, vrie für allgemein bildende Zwecke erlangt hat. Er charakterisirte kurz die
wichtigsten, jetzt üblichen technischen Verfahren, ihre Eigenart und Verwendbarkeit
den verschieden gearteten Originalen gegenüber, die Thatsache hervorhebend, dass
Oesterreich auf diesem Gebiete Mustergiltiges leiste und speciell im Lichtdruck den
Franzosen überlegen sei. Die künstlerische Seite des lllustrationswesens berührend, wies
er namentlich auf den Einfluss des Japanismus und Naturalismus hin. Zum Schliisse
behandelte der Vortragende den modernen Pariser Bucheinband. Auf dem Gebiete der
Buchbinderei mache sieh in künstlerischer Hinsicht in jüngster Zeit eine Bewegung
bemerkbar, die es sich zum Ziele gesetzt, an Stelle der Einbände nach historischen
Mustern neue Compositionen zu setzen, die mit alten Vorbildern nichts gemein haben.
Die verschiedenartigen Versuche nach dieser Richtung besprechend, gelangte er zu dem
Schlüsse, dass der von England ausgehende, durch japanische EinHusse und die Deco-
rationsweise des I5. Jahrhunderts modihcirte Naturalismus, der neue Ptianzenfortuen or-
namental verwendet, unter den verschiedenen anderen Experimenten dasjenige sei, dem
die meiste Aussicht zugesprochen werden könne, dauernden Einfluss auf den modernen
Geschmack zu gewinnen. Auch diese, an keinen historischen Stil anknüpfende Decorations-
weise mache aber die auf kunsthistorischer Basis beruhende Ausbildung des modernen
Künstlers umsoweniger überflüssig, als der Gegenwart die Fähigkeit naiven Schaffens
gänzlich abhanden gekommen ist.
- Am 2.4. Januar besprach Regierungsrath Dr. Albert llg die Sammlung von
Elfenbeinobjecten irn kaiserl. Hofmuseum, welche eine der reichhaltigsten _ bei einem
halbtatisend Nummern - und von der Fachwissenschaft noch beinahe gar nicht unter-
sucht ist. Der Kürze der Zeit halber beschränkte sich der Vortra eigentlich auf figurale
Kunstwerke dieser Collectien, Stutuetten, Gruppen, Reliefs und ggural verzierte Gefäße,
und berührte die große Menge der Drechselarbeiten, welche technisch und historisch
Gegenstand eines eigenartigen Interesses sind, nur im Allgemeinen. Mit einer eingehen-
deren Untersuchung über die Elfenbeinplastik der Barockzeit, welche itu Jahrbuch der
kaiserl. Kunstsammlungen erscheinen soll, beschäftigt, theilte llg vorzugsweise die all-
gemeinen Wahrnehmungen mit, welche er in kunsthistorischer Beziehung über den von