eine Erinnerung an jene Zeit, in welcher der Bewerber um eine bestimmte
Sache eben im Festkleide, das heißt in weißer Farbe, erschien. Noch der
hl. Chrysostomus (347-407) bezeichnet in seiner LX. I-Iomilie das Weiß
bis zur Tunica, dem jetzigen Talar als die eigentliche priesterliche Farbe.
Als aber nach 550 die Seidenspinnerei im Abendlande betrieben und unter
Justinus II. bereits zur höchsten Blüthe gebracht war, drang mit den
Prachtkleidern eben auch deren willkürlich verschiedene Farbe in den
kirchlichen Gebrauch ein: so trägt der Erzbischof Maximianus auf dem
Mosaik von S. Vitale in Ravenna eine grüne Paenula. Die Palastdamen der
Kaiserin haben ebenfalls eine Art Paenula, aber verschieden gefärbt und
reich gemustert und gegen die Arme zu auf beiden Seiten bequemer auf-
geschlitzt. Ebenso ist grün die Farbe jener Paenula, die ein Begleiter des Isaak
auf den Miniaturen der Wiener Genesis hat. Uebrigens scheinen auch
'die rückwärts stehenden Männer in Rosa, Hellgelb (Eisenroth) dasselbe
Kleid zu tragen; cf. I-Iartel-Wickhoffjwiener Genesis. 1895, Fol. VIII, 16.
Text S. 151 bei Garrucci, Storia, Tav. 115, 4. Wir sehen hier die Paenula
also noch immer als Civilkleid, wenngleich auf dem Mosaik in Ravenna
die beiden Majestäten und ihr männliches Gefolge von den Clerikern
durch die lange Trabea unterschieden sind, ein Mantel, der nicht vorne
auf der Brust geschlossen ist, sondern, auf der rechten Schulter zusammen-
gehalten, die ganze linke Seite des Mannes deckt. Es musste sich natur-
gemäß mit der Betonung des Unterschiedes zwischen geistlicher und welt-
licher Macht auch in der früher gemeinsamen Autoritätskleidung ein Unter-
schied herausbilden. Freilich finden sich in dieser Uebergangsperiode Con-
sulardiptychen mit Beibehaltung ihres Costümes einfach auf einen geist-
lichen Namen umgetauft, da ja die Päpste in Rom von den politischen
Verhältnissen zu immer höherer Civilstellung erhoben wurden, so dass wie
Krieg l. c. treffend bemerkt, "der römische Praesul (Papst) nicht weit vom
Consulu stand. Den Schriftstellern jener Zeit von 350-800 fällt es darum
auch gar nicht ein, das liturgische Costüm von der Priesterkleidung des
alten Testamentes abzuleiten. Im alten Testamente sei Alles äußerlich ge-
wesen, sagt uns einer derselben (Unbek. Verfasser der Hornilie De legis-
latore R. E. S. 183), im neuen Bunde aber, wo das Vollkommene herrsche,
sei innere Reinheit die Hauptsache und deshalb keine so vielfältige, fast
übertrieben detaillirte Kleidung wie dort. Die jahrhundertlange Entwicklung
und besonders der Gegensatz zur Profankleidung hatten sich allerdings
schon zu einer gewissen Regel ausgebildet, auf Grund welcher die vierte
Synode von Toledo 633 für den Priester bereits drei bestimmte Paramente
aufzählt: Tunica (unsere jetzige Alba), Orarium (die Stola) und die Pla-
neta, d. i. die Paenula oder Casula. Etwas mehr als roo Jahre später
sagt bereits ein deutsches Concil, vielleicht das zu Regensburg unter S.
B0nifaz' Vorsitz, ganz kategorisch: die Geistlichen sollen nicht nach Laien-
art gekleidet sein, sondern wie Gottesdiener die Casula gebrauchen.
Roh. d. Fleury VII, S. 124. Die Angaben über größere oder geringere