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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 12)

Um Gold direct mit dem Pinsel aufmalen zu können, muss es zu- 
nächst in Pulverform gebracht werden. Dies geschieht nach der Vor- 
schrift des Handbuches durch Zerreiben mit dem Finger in einem Ge- 
fäße unter Beigabe von Gummilösung von der Consistenz des Honigs. 
Das Gummi ist durch Auswaschen zu entfernen, sobald das Gold voll- 
kommen genug zerrieben ist. Wir ergänzen leicht, was dieser Beschrei- 
bung mangelt: Gold in nächstbester Form lässt sich mit dem Finger 
nicht zerreiben. Hiezu eignet sich nur Blattgold, was sich auch als Ab- 
fall beim Vergolden findetl). Nach einer zweiten Vorschrift hat man 
Goldamalgam in einem Schmelztiegel, der auch vTsambarik-i (Salmiak?) 
enthält, auszuglühen. Nach dem Verjagen des Quecksilbers ist das Gold 
mit dem doppelten Quantum Schwefel gemengt, auf dem Porphyr zu 
reiben, sodann aber wieder im Tiegel zu erhitzen, um den Schwefel zu 
verbrennen. Schließlich wird das Gold mit Wasser und Salz noch voll- 
ends fein gerieben. 
Als Bindemittel für das Goldpulver dient entweder Gummi oder 
eine für diesen Zweck besonders angeführte animalische Substanz, der 
nSchneckenspeicheln. 
Da in der Litteratur die Verwendung dieser Substanz zu technischen 
Zwecken kaum ein weiteres Mal erwähnt sein dürfte, so mag es gerecht- 
fertigt sein, wenn die betreffende Stelle des Handbuches hier wörtlich 
citirt wird: 
nSuche eine Schnecke zu finden; nimm ihren Speichel und thue 
ihn in eine Muschel oder ein Gefäß, welches Du willst. Aber höre, wie 
man deren Speichel nimmt. Setze angezündetes Wachs an die Oetfnung, 
durch welche die Schnecke Athem nimmt, und sie wird gleich Speichel 
von sich geben; Du sammelst ihn und legst ihn auf Marmor mit etwas 
Alaun und Gold. Reibe es gut, füge auciretwas Gummi hinzu. Schreibe 
so, was Du willst, und Du wirst staunenu"). 
Dass der Schleim der Schnecken ein treffliches Bindemittel sein 
mag, kann man wohl zugeben, wenn man ihn, sobald er eingetrocknet 
ist, in der Form der feinen, glashellen, oft silberglänzenden Häutchen 
betrachtet, die das kriechende Thier als charakteristische Spur auf seinen 
Wegen zurlicklässt. Der sondirenden Nadel setzen diese Häutchen einen 
gewissen Widerstand entgegen; sie sind also von relativ nicht geringer 
Festigkeit Ü. 
') Vollkommener llsat sich das Pulvern der Goldblätter bewerkstelligen, wenn 
man statt der Gurnmilösung Honig nimmt und außerdem nach zur Befarderung des 
Zerkleinerns des Goldes ein wenig nusgegluhtes und grub gepulvertes Kachsnlz hinzufügt. 
Das Zerreiben geschieht am besten auf einer gläsernen Platte mit gläsernern Läufer. 
') Z. v. Q. 4c bei Schäfer u. a. 0. 
') Von dem] bedeutenden Quantum des nSpeichelsu, den Schnecken von sich zu 
geben vermögen, kann ich aus eigener Anschauung berichten, ohne das Mittel ange- 
wendet zu haben, dem Tbiere ein brennendes Wachslicbt vor das nNasenlochc (dböm-
	        
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