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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 12)

Das Belegen mit Blattgold geschieht ähnlich wie bei den Vergoldern 
der Gegenwart. Bei mehr oder weniger liachen Gegenständen wird der 
zu vergoldende, horizontal gerichtete Theil mit Blattgold belegt und 
dieses durch Andrücken mit dem Polirbein stellenweise an der Fläche 
haften gemacht. Zur innigen Verbindung des Blattgoldes mit dem Bolus- 
grunde bedient sich der Künstler gleich uns des wässerigen Alkohols 
(in seinem Falle des Raki z: Arak, Arrac, im Wesentlichen Reisbrannt- 
wein) nur zuweilen in modificirter Anwendung. Er übergießt nämlich 
die mit Blattgold belegte Fläche mit dem Raki und lässt ihn rasch ab- 
laufen, ungefähr so wie zu unserer Zeit beim Uebergiessen photographischer 
Platten mit Collodion vorgegangen wird. Stücke, die sich ihrer Form 
wegen nicht gut auf diese Weise behandeln lassen, müssen vorerst mit 
Raki befeuchtet, dann mit Blattgold belegt und nochmals mit Raki be- 
gossen oder bepinselt werden. Bei schon angeschlagenen Chorschlüssen 
werden die Flächen stückweise befeuchtet und belegt. Hiebei ist das 
verwendete Gerüst mit Decken und Teppichen zu umhängen, um den 
der Arbeit nachtheiligen Wind abzuhalten. 
Der so wichtigen Vergoldung der Hintergründe, Nimben u. s. w. 
der Tafelmalereien auf Gypsgrund finden wir große Aufmerksamkeit ge- 
schenkt. Hier handelt es sich gleichfalls nicht allein um einen glatten 
Goldüberzug. Die Heiligenscheine erhalten plastische Ausstattung durch 
die Anbringung eines erhabenen Randes und einer Ornamentirung, deren 
Relief durch mehrmaligen Auftrag von Gypsbrei mit dem Pinsel her- 
gestellt wird. Zur besseren Bequemlichkeit erhält dieser Gyps einen Zu- 
satz von Ocker, um ihn bei der Arbeit von dem Gyps der Grundirung 
leicht zu unterscheiden. Zwischen dem Ornament wird der Grund ver- 
tieft gekörnt. ("Zwischen den Blumen stich mit einem spitzen Bein aus-i.) 
Der erwähnte erhabene Rand des Heiligenscbeines besteht aus einem, ie 
nach den Größenverhältnissen dickeren oder dünneren, in Gyps getauchten 
Baurnwollfaden. Durch Regulirung seiner Lage mittelst der von Innen 
und von Außen an ihm hingleitenden Zirkelspitze erhält dieser Rand 
correcte Kreisform. Das Ueberziehen mit Ampoli und das Vergolden 
mit Raki, der aus einer gläsernen Kanne aufgegossen wird, geschieht in 
der schon geschilderten Weise. 
Auf der Mauer ist die Vergoldung mit Oelgrund (povgääwr) herzu- 
stellen. Dass dieser nscharfe Grund" mit dem mordant, dem Vergolder- 
grund der Franzosen zu vergleichen sei, bemerkt schon Schäfer '). Dieser 
Grund wird auf die gut ausgetrocknete Kalklage aufgetragen; auf die 
Nimben, (die auch bei den Wandgemälden plastisch hervorgehoben 
werden), auf Sterne u. dgl., wobei der Künstler darauf zu achten hat, 
den Mordant nicht etwa auf den azurblauen Grund zu setzen, da in 
diesem Falle die Vergoldung sich bald ablösen würde. Die Ursache ist 
l A. a. O. Note '), p. 91.
	        
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