gegeben ist, Nachfolge finden wird. Jedenfalls zeigt unsere Ausstellung,
dass sich aus der Lithographie wieder etwas Künstlerisches und Originelles
machen lässt, wenn Hand und Geist von rechter Art darüber kommen.
Unser Weg führt uns von den Arcaden in den Saal IX, welcher nur
das Werk der vier Künstler Hecht, Köpping, Sonnenleiter und Unger
enthält. Hier sind wir so ziemlich unter lauter Bekannten, denn auch
die Werke von Köpping haben wir theilweise schon im Museum gesehen
und die anderen gehören uns an, Hecht und Unger der Kunstgewerbe-
schule, Sonnenleiter der Akademie. Professor Hecht, der den Anfang
macht, zeigt sich in doppelter Gestalt als Xylograph wie als Radirer und
daneben auch als geschickter Pastellzeichner in einigen Studienköpfen.
Die Zahl der von ihm ausgestellten Holzschnitte ist sehr groß; sie ge-
hören meist seinem früheren Aufenthalt in München an; viele aber sind
auch in Wien entstanden, wo er die Ausführung der Illustrationen für
wDie österreichisch-ungarische Monarchie-ß zu leiten hat. Naturgemäß sind
diese Holzschnitte als Buchillustrationen von beschränktem Format, ein
Hauptwerk aber hebt sich von allen durch Größe und Ausführung heraus,
das Porträt der Königin Henriette von England nach dem Gemälde von Van
Dyck in Dresden. Das noch etwas größere Porträt Sr. Maj. des Kaisers
Franz Joseph stellt sich diesem gleich vollkommen zur Seite. Unter den
zahlreichen Radirungen, welche an Vollkommenheit den Holzschnitten
mindestens ebenbürtig sind und sie an Größe und Wirkung übertreffen,
beündet sich auch eine Originalradirung, das Porträt König Ludwigs II.
von Bayern. Sonst sind sie nach den verschiedensten neueren und älteren
Meistern gearbeitet, nach Lenbach (Bismarck und zwei reizende Frauen-
köpfe), nach Bücklin, Kaulbach, nach Murillo, Rembrandt, Schorel u. a.
Das berühmte Altarbild von Schorel, das sich in Obervellach befindet
und längere Zeit hier in Wien in der Restaurirung bei Schellein war,
erregt noch ein besonderes technisches lnteresse, weil es in sieben ver-
schiedenen Abdrucksgattungen den stückweisen Fortgang der Arbeit er-
kennen lässt. Nicht alle arbeiten in dieser Weise, welche eine große Sicher-
heit voraussetzt.
Als zweiter in der Reihenfolge des Saales IX tritt uns Köpping
entgegen, ein Meister seiner Kunst im größten Stil. Er steigert sie zu
den größtmöglichen Effecten, welche nur mit der Radirung zu erreichen
sind. In dieser Beziehung ist seine Originalradirung wSommeridyllu höchst
bemerkenswerth, ein Blatt von sehr großem Format, von außerordent-
licher Kraft und Tiefe, aber auch unklar in der Zeichnung, unschön in
der Hauptfigur, obwohl das durch dichtes Laub hindurchspielende Licht
wieder sehr gelungen ist - alles in allem ein großartiges Werk seiner
Art, zu großartig für ein nldyllu. Wirklich idyllisch dagegen ist die
Landschaft mit der Hütte, nach Gainsborough, wie überhaupt Köpping
gleich groß ist in der Wiedergabe der Landschaften wie der Figuren-
gemitlde. Mehrere Blätter sind nach Munkacsys bekannten Bildern radirt,